Ausgebremst: Wie aus mir kein Carsharer wurde

Gern würde ich mich jetzt Carsharing-Pionier nennen. Ganz neu war die Idee zwar nicht mehr, als Mitte der Nullerjahre mein geliebter Citroen auf einem Höllenritt aus Schweden sein Leben aushauchte. Ich habe ihn dann noch nah Hause schleppen lassen. Der Wagen staubte am Straßenrand allmählich ein und ich gab mich Illusionen über eine Reparatur hin. Am Ende kam er in die Presse. Oder nach Afrika. So genau weiß ich nicht, was Herr Jamal damit gemacht hat, nachdem er ihn mir kostenlos abgenommen hatte.

Ich jedenfalls war noch nicht bereit für ein neues Auto. Und dann gab es da diesen neuen Anbieter, der ein ganze Reihe von Autos in der Stadt hatte, nicht nur zwei oder drei. „Shell Drive“. Ausgerechnet Shell! Brent Spar, dachte ich, und Shell zerstört Ogoniland. Darf man da Kunde werden? Egal, wenn die mal was Fortschrittliches machen, konnte ich ruhig dabei sein. Und tatsächlich, es funktionierte: Auto im Internet buchen, abholen, fahren, bezahlen, ein bisschen teuer zwar, aber ich brauchte es nicht so oft.

Nach ein paar Monaten ein Brief: Greenwheels übernimmt Shell Drive. Klang gut, irgendwie ökologisch. Und doch: Nach ein paar Monaten war ich davon überzeugt, dahinter müsse ein sinistrer Konzern stecken, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Idee vom Carsharing in Deutschland ein für alle Mal zu erledigen.

Nichts funktionierte mehr. Gebuchte Autos waren einfach nicht da. Oder sie waren da, ließen sich aber nicht öffnen. Bei der Hotline hing ich stundenlang in der Warteschleife. Wenn ich drankam, pöbelte ich wüst und verlangte eine Gutschrift. Ja, natürlich, hieß es. Aber es kam nichts. Bald war es mir egal, ich kündigte meine Mitgliedschaft. Jahre später kam ein Brief eines Inkassounternehmens, wegen Rechnungen, die ich nicht mehr nachvollziehen konnte – und die an eine längst nicht mehr benutzte Mailadresse gegangen waren. Die Inkassogebühr war annähernd halb so hoch wie die Rechnungssumme.

Ich fahre seitdem wieder ein eigenes Auto, das meistens herumsteht. Was passiert, wenn es nicht mehr durch den TÜV kommt? Mal sehen ... JAN KAHLCKE