Die Liebeserklärung: Schokoriegel
Die Welt ist aus den Fugen, seit Mars sämtliche Produkte zurückruft. Wir sehnen uns nach rauschartigen Zuständen
Seit Dienstag spielen sich in über 50 Ländern der Welt schreckliche Szenarien ab. Süßigkeitenjunkies wandeln mit Entzugserscheinungen durch die Straßen. In den Büros schlagen sich die MitarbeiterInnen nach und nach die Köpfe ein, weil kein Snickers zur Hand ist, wenn’s mal wieder länger dauert. Und in den Schulen kommt es zu Sitzstreiks vor den Süßigkeitenautomaten, weil diese nur noch M & M’s und Kinderriegel ausspucken.
Der Schokoriegelhersteller Mars rief über Nacht alle Produkte der Marken Mars, Snickers, Celebrations und Milky Way zurück. Und all das nur wegen eines einzigen Kunden aus Deutschland, der Plastikteile in seinem Mars fand. Wirklich? Ja ist ihm denn seine Gesundheit wichtiger als der Genuss von Sojalecithin, Hühnerei-Trockeneiweiß oder Milcheiweißhydrolysat?
Das bisschen Plastik kann da doch nicht mehr schaden. Schließlich sind Spuren davon selbst im Trinkwasser enthalten. Und? Wird das etwa zurückgerufen? Plastik hin oder her, wir wollen unser Mars zurück. Sehnsüchtig schwelgen wir in Erinnerungen, an die rauschartigen Zustände, nachdem Zucker und Fett von fünf Marsriegeln durch unsere Körper strömten. An die kostbaren Momente, in denen wir Stunden nach dem letzten Snickers noch Erdnüsse und Karamel zwischen den Zähnen fanden. Tränen steigen uns in die Augen beim Blick auf die schokoladenverschmierte, herrlich klebrige Tastatur.
Es soll nun bereits zu Fällen gekommen sein, in denen Marsliebhaber nach mehrstündigem Verzicht verzweifelt zu ihren plastikbelasteten Notreserven gegriffen hätten. Denn die Zurückeroberung des puren Glücks in Riegelform ist äußerst schwierig. Weder der Dealer an der Tanke noch beim Spätkauf hat neuen Stoff im Sortiment. Und jetzt? Sollen wir etwa auf Obst umsteigen? Da wäre das bisschen Plastik im Riegel ja noch das deutlich kleinere Übel gewesen. Lena Trautmann
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