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Keine Blumen mehr

HAUSHALT Jede zwölfte Stelle in den Bezirksämtern könnte gestrichen werden, fürchten ihre Chefs. Die Auswirkungen könnte auch der Bürger bemerken

Die Bezirksämter müssen sparen. In den nächsten zwei Jahren solle die Verwaltung jede zwölfte Stelle abbauen, sagt Altonas Bezirksamtsleiter Jürgen Warmke-Rose (parteilos) dem NDR. Er warnt davor, dass in der Folge einzelne Kundenzentren geschlossen und ihre Öffnungszeiten gekürzt werden könnten.

Derzeit arbeiten 7.000 Mitarbeiter in den Bezirksämtern, in den nächsten beiden Jahren könnten bis zu 600 Stellen wegfallen, schätzt Warmke-Rose, der in diesem Jahr aus dem Amt scheidet. Auch Verwaltungschefs anderer Bezirke befürchten, dass sie durch Sparvorgaben im neuen Doppelhaushalt und die Schuldenbremse bis 2019 bis zu zehn Prozent ihres Personals abbauen müssen.

Die Bezirke haben zwar in den nächsten Jahren insgesamt mehr Geld zur Verfügung, müssen allerdings auch mehr Aufgaben erledigen. Deshalb erarbeiten nun die Fachabteilungen in allen sieben Bezirken Vorschläge, in welchen Bereichen konkret eingespart werden kann. Bei der sogenannten Aufgabenkritik soll die Verwaltung prüfen, wo Aufgaben gekürzt und Arbeitsabläufe optimiert werden können.

„Wir bemühen uns, dass die Umsetzung der Sparvorgabe so zu gestalten, dass die Bürger möglichst wenig davon mitbekommen“, sagt die stellvertretende Bezirksamtsleiterin von Bergedorf, Angela Braasch-Eggert. Natürlich blieben Einsparungen in dem Umfang aber nicht spurlos. „Sie werden es merken, wenn unsere Grünanlagen nicht mehr so gepflegt werden wie bisher und nicht mehr so viele Blumen gepflanzt werden können.“

Die Bergedorfer Verwaltung kann keine Kündigungen aussprechen, darf aber frei werdende Stellen nicht mehr besetzen. Eine weitere Stellschraube ist offenbar eine „Optimierung“ der Sprechzeiten: Zu langen Wartezeiten kommt es in den Bürgerämtern vor allem zu Stoßzeiten, während zu anderen Zeiten kaum jemand komme, so Braasch-Eggert.

Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) sieht die Sache gelassener. „Durch die Schuldenbremse müssen alle Bezirke zusammen in den nächsten acht Jahren 150 Stellen abbauen“, sagt er. Dafür sei Eimsbüttels Budget für die nächsten zwei Jahre aber um 1,12 Prozent gestiegen. Ob frei werdende Stellen wieder besetzt werden können, ist nicht klar. „In den Bürgerdienststellen und den Jugendämtern soll jedenfalls nicht gespart werden“, sagt Sevecke. In anderen Bereichen seien Einsparungen denkbar: Vielleicht reiche etwa eine gemeinsame Forstverwaltung für alle Bezirke – statt wie derzeit sieben.  LKA

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