: Zu zahm für die Spitze
Fußball Der FC St. Pauli beweist bei der verdienten 1:3-Niederlage gegen den FSV Frankfurt erneut, dass er in der zweiten Liga keinen Gegner beherrschen kann – auch nicht, wenn der vom Abstieg bedroht ist
Trainer Ewald Lienen selbst hatte die Frage der Woche formuliert: Kann der FC St. Pauli auch Teams aus der unteren Tabellenhälfte der zweiten Liga überzeugend schlagen? Eine Woche nach dem 1:0-Überraschungssieg gegen den auswärts souveränen Tabellenführer RB Leipzig kam am Freitag mit dem FSV Frankfurt ein Abstiegskandidat ans Millerntor. Nur wenn man auch mal so eine Mannschaft auseinandernehmen könne, sagte Lienen, sei man eine Spitzenmannschaft.
Am Ende des Abends stand für 29.342 Zuschauer eine Erkenntnis: nix Dominanz, nix Wegputzen, nix Spitzenteam! Der Hamburger Zweitliga-Vierte verlor gegen den Fünfzehnten mit 1:3 (1:2) und verpasste den Sprung in die Aufstiegsränge.
Dabei hatte das Spiel für St Pauli richtig gut begonnen: Wie gegen Leipzig erzielte der formstarke Marc Rzatkowski nach nicht einmal zehn Minuten die frühe Führung für die Hausherren. In der vergangenen Woche war es denen gelungen, ein 1:0 mit Mann und Maus weitere 85 Spielminuten zu verteidigen. Doch gegen den FSV nun kassierten sie bereits im direkten Gegenzug den 1:1-Ausgleich durch Yann Rolim.
Fortan versuchten die Hamburger ein wenig Druck aufzubauen, ermöglichten den Frankfurtern aber immer wieder gefährliche Konter. Deren Sturmduo aus Dani Schahin und Zweitligadebütant Taiwo Awoniyi düpierte die Abwehr ein ums andere Mal.
Während Schahin den von der Latte nach einem 30-Meter-Knaller zurückspringenden Ball nach 32 Minuten zur Frankfurter Führung verwertete, eilte der 18-Jährige Awoniyi kurz darauf gleich zweimal samt Ball auf Robin Himmelmann zu. Beide Male scheiterte er jedoch an dem Hamburger Torhüter.
In Halbzeit zwei zeigten die Hamburger noch eindrucksvoller, was ihnen zu einem Spitzenteam fehlt. Trotz Rückstand gelang es den Hausherren nicht einmal phasenweise, Druck auf die Frankfurter aufzubauen.
Wieder zeigte sich, dass die Hamburger das von den Bayern vorgelebte Ballbesitzspiel überhaupt nicht beherrschen und nur dann regelmäßig punkten, wenn sie den Gegner gegen die eigene Abwehr anrennen lassen, um dann schnelle Konter gegen den aufgerückten Kontrahenten zu fahren.
Da auch die Frankfurter den Ball nicht so richtig wollten, wurden die Hamburger gezwungen, das Spiel zu bestimmen. Dabei blieben sie aber komplett ideenlos und hätten, so sagte St. Paulis Sportchef Thomas Meggle, „den ganzen Abend weiter spielen können, ohne einen Treffer zu erzielen.“
Was nicht ganz stimmt: Abwehrchef Lasse Sobiech traf nach einer Ecke mit einem sehenswerten Kopfstoß (54.) – in den eigenen Kasten zum 1:3-Endstand. So bleiben die Hamburger in sicherer Distanz zu den Aufstiegsplätzen und dürfen kommende Woche das mit dem dominanten Spielen gleich noch einmal üben: beim Tabellenletzten Duisburg. MaC
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen