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Wieder Stress in der Rigaer

AUTONOME Polizisten stürmen eine linke Kneipe in Friedrichshain. Zeugen: Rücksichtsloser Einsatz

In der Nacht zu Sonntag hat die Polizei erneut einen Treffpunkt der linksautonomen Szene in der Rigaer Straße in Friedrichshain gestürmt. Gegen 0.35 Uhr war sie von einem Besucher der Antifa-Kneipe „Abstand“ in der Hausnummer 78 angerufen worden: der berichtete, dort rausgeworfen, dabei getreten und mit Pfefferspray angegriffen worden zu sein. Das Opfer kam mit Verdacht auf eine Schädelfraktur in ein Krankenhaus. Gegen den 28-Jährigen liegen seit Langem Anzeigen wegen „rechtsextremistischer“ Beleidigungen beim Staatsschutz vor.

Mithilfe der Feuerwehr drang die Polizei wenig später mit 180 Beamten in die inzwischen verbarrikadierte Kneipe ein und wurde nach eigenen Angaben mit Flaschen und einem Feuerlöscher angegriffen. Festnahmen habe es keine gegeben.

Der Polizeieinsatz sei unverhältnismäßig gewesen, berichten Augenzeugen einer benachbarten Kneipe. Die Beamten hätten Einrichtungsgegenstände mutwillig zerstört. „Ein Polizist hat ein Sofa hoch gehoben und geworfen“, sagt einer, der seinen Namen nicht nennen möchte. Der Gehsteig vor dem Haus sei mit Mobiliar übersät gewesen. Rund 100 Menschen protestierten in der Nacht vor der Kneipe spontan gegen den Einsatz.

In der Rigaer Straße ist die Polizei seit vergangenem Jahr verstärkt aktiv. Zuletzt hatte es im Januar einen umstrittenen Polizeieinsatz mit über 500 Polizisten in dem autonomen Hausprojekt Rigaer94 gegeben. Die Opposition, insbesondere die Grüne Jugend, hatten den Einsatz als vollkommen überzogen kritisiert und die rechtliche Grundlage angezweifelt. Ralf Hutter

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