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Beatrix von Storch ES

AfD Auch im Berliner Landes-verband haben sich die rechten Hardliner durchgesetzt. Droht uns nun ein Horrorfilm, der sich nicht ausschalten lässt? Ja, diese Partei kann einem Angst machen. Nur: Vor Schreck die Augen verschließen hilft nicht

Von Malene Gürgen

Vorhang zu, Augenreiben, ins Licht blinzeln und die schaurigen Bilder aus dem Kopf vertreiben. Wer in den kinogeprägten letzten Tagen einen gruseligen Film gesehen hat, kann sich an den beruhigenden Gedanken halten: Es ist nur ein Film, der vorübergeht, nur eine Frage der Zeit bis zum Abspann.

Eine Partei, die auf Flüchtlinge schießen lassen will und deren Umfragewerte dennoch steigen, deren ProtagonistInnen mit entwaffnendem Lächeln menschenverachtende Dinge sagen oder mit stechendem Blick die Deutschlandfahne schwenken: Auch das mag anmuten wie ein Horrorfilm – mit der Berliner AfD-Landeschefin Beatrix von Storch in der Hauptrolle.

Angst macht dabei, ganz wie bei Steven Kings Buch, vor allem das Unbekannte. Es. Das, was nicht zu fassen ist, was sich nicht einordnen lässt. Das Lächeln, das bürgerliche Auftreten einerseits, der unverhohlene Rassismus, die Hetze andererseits. In der politischen Diskussion wird die AfD so zu einem Dämon, dessen Faszinationskraft umso größer wird, je mehr man sich von ihm lösen will.

Dagegen hilft Entzauberung. Ein nüchterner Blick, der weder verharmlost noch zu viel der Ehre tut, indem er die AfD zu einem nicht händelbaren Schreckgespenst erklärt. Es hilft, sich zu erinnern, dass rassistische Einstellungen in dieser Gesellschaft nicht erst seit der AfD ein Problem sind. Und es hilft, nicht auf jede Provokation diesee Partei einzugehen. Auch wenn die AfD kein schlechter Film ist, den man einfach ausschalten könnte, muss man ihr nicht jede Minute volle Aufmerksamkeit schenken.

Das heißt nicht, dass man sich mit der AfD nicht auseinandersetzen müsste. Im Gegenteil: Die AfD, ihre Personen und Positionen zu kennen, ist die Voraussetzung für einen Umgang, der ihr nicht unbeabsichtigt mehr nützt als schadet.

Gegen die AfD hilft ein Blick, der weder verharmlost noch zu viel der Ehre tut, indem er die Partei zu einem Schreck­gespenst erklärt

Es ist also an der Zeit, sich auch in Berlin mit der AfD zu beschäftigen, damit innerhalb und außerhalb des Parlaments Strategien gefunden werden können, wie mit dieser Partei umzugehen ist – bevor die Wahlkampfregie beginnt, sich nach ihr zu richten.

Der Wahlkampf wird der AfD die Chance bieten, in der liberal geprägten Hauptstadt, wo sie auf landespolitischer Ebene bisher irrelevant war, sich in den Vordergrund zu spielen. Beatrix von Storch ist das Gesicht der Partei, aber es war noch nie klug, nur auf die Hauptrolle zu achten. Die Herausforderung liegt darin, möglichst viele AfD-ProtagonistInnen zu demaskieren und die politische Diskussion so zu führen, dass die Antworten der AfD nicht verfangen können.

Wenn das gelingt, hat der Spuk, wer weiß, vielleicht ja doch bald ein Ende.

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