piwik no script img

Öko-Investment in der KriseRätsel um Absturz von German Pellets

Anleihen eines der weltgrößten Hersteller von Holzpellets verlieren massiv an Wert. Das dürfte viele Kleinanleger treffen.

Heizen mit Pellets - relativ klimafreundlich. Foto: ap

Freiburg taz | Auffällige Kursbewegungen bei den Anleihen der Firma German Pellets haben Investoren aufgeschreckt. Die Papiere verloren aus bislang ungeklärten Gründen massiv an Wert. Am Freitagabend betrug der Börsenkurs der Schuldverschreibungen nur noch zwischen 33 und 53 Prozent ihres Nennwertes. Das heißt, Anleger waren bereits, auf bis zu zwei Drittel ihres Einsatzes zu verzichten. Zum Beginn der Woche waren die Papiere noch um 90 Prozent gehandelt worden. Binnen wenigen Tagen ein heftiger Verlust.

Eine Begründung für die Turbulenzen lieferte die Firma nicht. Sie erklärte lediglich, sie kenne selbst „keine nachvollziehbaren Gründe für die aktuelle Entwicklung der Kurse“. Die in Wismar ansässige GmbH ist einer der weltgrößten Hersteller von Holzpellets.

Die aus Sägemehl oder Holzabfällen gepressten Schnipsel werden zum Heizen genutzt. Sie gelten als relativ klimafreundlich, weil sie aus nachwachsenden Rohstoffen produziert werden. German Pellets hat laut Geschäftsbericht 15 Standorte in Deutschland, Österreich sowie den USA. Die GmbH hat 26 Töchter und hält wesentliche Anteile an sieben weiteren Firmen.

Das Unternehmen gehört zu den größten Emittenten von sogenannten Mittelstandsanleihen in Deutschland: Zwischen 2011 und 2014 begab es drei Anleihen, die mit jeweils 7,25 Prozent verzinst werden. Zudem emittierte die im Jahr 2005 gegründete Firma Genussrechte, die 8 Prozent abwerfen sollen. Relativ viel in der derzeitigen Niedrigzinsphase. Wahrscheinlich stiegen auch viele Kleinanleger ein, die nachhaltig investieren wollten: Pellets seien „eine rundum gute Sache für den Klimaschutz und für den Geldbeutel“, heißt es in einem Werbevideo. Ende 2014 beliefen sich die Verbindlichkeiten aus den Anleihen auf rund 208 Millionen Euro sowie auf knapp 35 Millionen Euro aus Genussrechtskapital.

„Solch massive Kurseinbrüche sind kein gutes Zeichen“

Selbst Marktbeobachter tun sich noch schwer, den akuten Kursverfall zu erklären. Trotzdem warnen Experten: „Solch massive Kurseinbrüche sind in der Regel kein gutes Zeichen“, erklärt der Frankfurter Anlegeranwalt Klaus Nieding. Anleihegläubiger und Genussrechtsinhaber sollten sich „auf weitere Kursturbulenzen einstellen, solange nicht geklärt ist, was die Ursache dafür ist“.

Derzeit liege die Vermutung nahe, dass die Kurseinbrüche auf Problemen bei der Refinanzierung beruhen, sagt Nieding, denn eine der drei Anleihen ist am 31. März zur Rückzahlung fällig. Sie hatte einst ein Volumen von 80 Millionen Euro, wovon laut Geschäftsbericht etwa ein Drittel durch eine spätere Anleihe bereits refinanziert wurde. Auch eine Genussrechtsemission im November 2015 sollte für die Rückzahlung der Anleihe genutzt werden. Die Frankfurter Kanzlei will nun prüfen, ob bei der jüngsten Kapitalakquise „die Unternehmenssituation zutreffend dargestellt wurde“.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Anleihen sind auch nur Kredite... Also Kredite aufnehmen um welche zurückzuzahlen ist idR ziehmlich schlecht. Ein Kursverlust also absolut zu erwarten. Bereits am Zinssatz sieht man doch, daß es sich hierbei um eine Risikoanleihe geht.

  • Der nächste "Schneeball" nach der PROKON-Pleite?

    Wenn Renditen von mehr als 7% angeboten werden, aber die Rückzahlung nicht aus Erträgen, sondern aus Neuemissionen erfolgen soll, dann schrillen die Sirenen.

  • Sorry, als Kleinanleger lasse ich die Finger von Firmenanleihen.