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Verdacht genügt für Absturz an der BörseRenault dementiert Betrug à la VW

Kursbeben bei Frankreichs Autobauer: Die Umweltministerin muss öffentlich Schummeleien wie beim deutschen Konkurrenten verneinen.

Sind die Renaults genauso stinkig wie die VWs? Foto: dpa

Paris taz | Mit einem im Renault-Werk Lardy verteilten Flugblatt hat die Gewerkschaft CGT ungewollt eine Börsenkrise für den französischen Autohersteller ausgelöst. Darauf wurden nämlich polizeiliche Durchsuchungen in der Renault-Direktion im Auftrag der französischen Anti-Betrugsbehörde DGCCRF in der vergangenen Woche erwähnt.

Dabei seien Unterlagen und mehrere Computer von Führungsmitgliedern in Lardy und auch in der Forschungsanlage der Firma in Guyancourt bei Paris mitgenommen worden. Nach dem Volkswagen-Skandal des Betrugs mit den Abgasnormen stehen vor allem Hersteller von Dieselfahrzeugen unter dem Verdacht, ebenfalls gemogelt zu haben. Deshalb lag die Vermutung nahe, dass die Durchsuchungen bei Renault in diesem Zusammenhang erfolgt seien.

Die Nachricht machte im Nu die Runde und verursachte im Verlauf des Donnerstags einen schweren Kurseinbruch der Renault-Aktie, die zeitweise um 22 Prozent abstürzte. Das Misstrauen wirkte sich augenblicklich auch auf die Kurse der übrigen Automobilkonzerne aus – als ob die Anleger nur darauf gewartet hätten, dass man ihnen eine weitere Betrugsaffäre mit Abgasnormen wie bei VW enthüllen würde.

Hinweise dazu gab es ja bereits: Im November hatte die Deutsche Umwelthilfe zusammen mit diversen anderen europäischen Fahrzeugmodellen auch den neuen Renault Espace eine angeblich enormen Überschreitung der Abgasnormen bezichtigt.

Die französische Umweltministerin Ségolène Royal hatte zur Überprüfung eine unabhängige Kommission gebildet. Diese nimmt derzeit rund hundert Modelle unter die Lupe. 25 davon wurden getestet, darunter auch vier der Marke Renault, die wie zwei Autos anderer Hersteller sowohl bei CO2- wie der NOx-Emission zu hohe Werte aufwiesen. Diese Ergebnisse wurden im Dezember bekannt, die DGCCRF wollte nun offenbar wissen, wie es dazu kommt.

Gravierende Täuschung?

Ein Mitglied der „Royal-Kommission“ möchte keine voreiligen Schlüsse ziehen: „Es muss untersucht werden, ob es sich dabei um simple Fehler oder Optimierung der Ergebnisse in den Testlabors handelt, oder eben doch um etwas Gravierendes.“ Gravierend heißt hier wohl die vorsätzliche Täuschung von Konsumenten und Behörden wie beispielsweise die Verwendung einer Mogelsoftware. Die Renault-Führung dementierte erneut jede Form von Schwindel, räumte aber ein, dass die Abgaswerte verbessert werden müssten. Eine entsprechende Technologie, die unter anderem vom Konkurrenten PSA (Peugeot-Citroën) bereits eingesetzt wird, soll aus diesem Grund früher als geplant in diesem Jahr zum Einsatz kommen.

Angesichts der Misstrauensreaktion der Börse musste die französische Umweltministerin Royal persönlich intervenieren. Es gebe keinen Grund zur Annahme, dass Renault (wie VW) mit Vorrichtungen gemogelt habe, sagte sie an einer Pressekonferenz. „Die Aktionäre und Beschäftigten können beruhigt sein“, meinte sie.

Der Regierung kommt diese Panikreaktion an der Börse höchst ungelegen. Denn der Staat möchte eine im vergangenen Frühling erworbene Beteiligung von 4,7 Prozent des Renault-Kapitals wieder verkaufen - und so die Staatsbeteiligung wieder auf 15 Prozent senken. Jetzt muss er sich gedulden, denn der gegenwärtige Kurs (rund 75 Euro) liegt klar unter dem Preis von 90, den man damals bezahlt hatte. Der Kurs dürfte angesichts des herrschenden Misstrauens so schnell aber nicht ansteigen.

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