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Kolumne PressschlagFantastische Wertsteigerung

Kolumne
von Johannes Kopp

Wie Schalkes Offensivspieler Leroy Sané mal eben über Weihnachten und Neujahr vom riesengroßen Talent zum Superstar aufstieg.

Unbeeindruckt? Leroy Sané. Foto: dpa

L eroy Sané ist zweifellos der Mann der Winterpause. Über keinen Bundesligaspieler wird derzeit auch nur annähernd so viel gesprochen wie über den 20-jährigen Schalker. Er füllt allerorten die Sportseiten in der fußballfreien Zeit. Vor Weihnachten war er noch ein riesengroßes Talent, mittlerweile ist er zum Superstar geworden.

Wie Sané in diese Rolle geraten ist, lässt sich indes nur schwer erklären. Er selbst hat sich in den letzten drei Wochen nicht wirklich aufgedrängt. Er war im Urlaub. Und seit einer Woche etwa trainiert er erst wieder mit seinen Teamkollegen – momentan in Florida. Dass er in einem Testspiel gegen den amerikanischen Zweitligisten Fort Lauderdale Strikers ein Tor erzielt hat, interessiert hier sowieso kaum jemanden.

Und er hat sich auch nicht selbst ins Gespräch gebracht. Zum einen entspricht das nicht seinem Wesen, zum anderen darf er gar nicht sprechen. Sein Verein hat ihm nämlich ein Interviewverbot im Trainingslager auferlegt. Zu mündige Spieler schätzt man in der Branche vor allem dann nicht, wenn es um das große Geschäft geht.

Sané entwickelt sich für Schalke 04 immer mehr zu einer Wertanlage mit irrationalen Kurssteigerungsraten, die in naher Zukunft einen fantastischen Gewinn abwerfen dürfte. Während der ersten Saisonhälfte korrigierte das Internetportal transfermarkt.de bereits seinen Marktpreis von einer Million auf acht Millionen Euro nach oben.

Seine Leistungen auf dem Platz machen den Sohn des ehemaligen Bundesligaprofis Souleymane Sané und der einstigen Rhythmischen Sportgymnastin Regina Weber immer wertvoller. Viele Experten gerieten immer mehr ins Schwärmen wegen seiner enormen Schnelligkeit, Dribbelstärke, Flexibilität und Unbekümmertheit.

Angebot über 55 Millionen Euro

Bundestrainer Joachim Löw berief ihn vorzeitig in den Nationalkader, weil er seinem Europameisterschaftskader noch ein wenig Frische verleihen will. Er attestierte Sané großes Talent.

In der andauernden Winterpause hat der Marktwert von Sané noch einmal eine exponentielle Wertsteigerung erfahren. In der Zeit, in der Europas Vereine ihre Fühler nach neuen Hoffnungsträgern ausstrecken, ist Sané so teuer geworden wie noch kein deutscher Spieler vor ihm. 55 Millionen Euro soll Manchester City für einen sofortigen Wechsel geboten haben. Doch Schalke winkte ab.

Nicht weil man bei den Knappen so größenwahnsinnig ist zu glauben, dass der aus der eigenen Talentschmiede hervorgegangene Sané im sportlichen Konzept der Schalker irgendeine Rolle spielen wird. Man weiß jedoch um die erhöhten TV-Gelder in der Premier League und um das offensichtliche Interesse von Real Madrid und dem FC Barcelona an Sané.

Für den Spottpreis von 37 Millionen Euro ist der Mann auch im Sommer nicht zu haben. Das stellte Schalke 04 schon mal klar. Eine geheime Ausstiegsklausel, in der – wie die Bild-Zeitung berichtete – diese Zahl stehen soll, existiere nicht, erklärte Manager Horst Heldt.

Durch Leroy Sané ist der FC Schalke 04 in der Winterpause gefühlt sehr, sehr vermögend geworden. Das Problem ist nur der Beginn der Rückrunde in anderthalb Wochen. Sané muss nun unter Beweis stellen, dass seine Wertsteigerung in der fußballfreien Zeit nicht nur ein Fantasieprodukt ist.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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