: Ein ganzer Kontinent umsonst an der Uni
Die Freie Universität strich vor Jahren die einzige Afrikaprofessur am Otto-Suhr-Institut. Nun wird der Kontinent wieder Thema. Ehemalige Studierende organisieren eine Ringvorlesung mit namhaften Dozenten. Die füllen ehrenamtlich die Wissenslücke
VON ANNE MÄRTENS
Afrika war für die PolitikstudentInnen am Otto-Suhr-Institut (OSI) der Freien Universität (FU) lange Zeit kein Thema. Zumindest auf dem Lehrplan. Nun kehrt der Kontinent nach über zehn Jahren mit vier Seminaren zurück. Zudem startet heute eine öffentliche Ringvorlesung.
Das OSI hatte über lange Zeit die einzige politikwissenschaftliche Afrikaprofessur. Doch nach dem Ausscheiden des damaligen Professors Anfang der 90er-Jahre wurde die Stelle nicht neu besetzt. Das Interesse an Afrika seitens der Studierenden blieb. Doch das Geld für weitere Veranstaltungen fehlte.
Dass es auch ohne geht, zeigt eine Initiative des OSI-Clubs. Das ist ein Verein von circa 500 Mitgliedern, vorwiegend ehemalige Studierende. Seit fünf Jahren organisieren sie Veranstaltungen und unterstützen ihr altes Institut. Das Projekt unter Schirmherrschaft der Ex-Justizministerin Herta Däubler-Gmelin und anderer namhafter Dozenten macht nun möglich, was zehn Jahre unmöglich war: politikwissenschaftliche Veranstaltungen über Afrika. Ehrenamtlich. Nur für die Beschaffung von Fachliteratur für die Institutsbibliothek erhielt jeder Dozent 250 Euro.
„In Zeiten der Globalisierung ist es ein Unding, dass am größten deutschen Politikinstitut einer der fünf Kontinente einfach nicht vorkommt“, sagt Ann Kathrin Helfrich, Afrikabeauftragte des OSI-Clubs. Durch das ehrenamtliche Engagement der Dozenten wird die FU nun aus ihrer Verantwortung entlassen, wichtige Themen in den Lehrplan einzubinden. Für den Vorsitzenden des OSI-Clubs, Christian Walther, ist dies aber kein Argument, die Hände in den Schoß zu legen: „Mit den Seminaren im Grund- und Hauptstudium und der Ringvorlesung kehren wichtige Afrikathemen zurück auf den Lehrplan. Und wenn die FU nun mal keine Gelder dafür hat, muss man es eben auf anderem Wege versuchen“, sagt Walther.
An der Uni sei man froh über diesen Weg, sagt OSI-Dozent Gerhard Göhler. Eine neue Afrikaprofessur werde es zwar auf keinen Fall geben. Aber über die Initiative könne das Thema Afrika wieder langfristig am OSI etabliert werden.
Insgesamt sind 14 öffentliche Vorlesungen geplant. Die Reihe eröffnet heute Dr. Jacob Mabe von der Technischen Universität mit dem Thema: „Entwicklungspolitik als Katalysator der europäisch-afrikanischen Beziehungen“. Fälschlicherweise wurde Uni-intern die Vorlesung eine Woche früher ausgeschrieben und zahlreiche Studenten standen vor verschlossener Tür. Sie mussten vertröstet werden. Aufgrund dieses Ansturms hofft Organisatorin Helfrich auch heute auf zahlreiche Zuhörer: „Die 120 Plätze im Hörsaal werden schnell belegt sein. Wir bemühen uns, noch einen größeren Raum zu finden, denn wir hoffen neben den Studenten auch Publikum außerhalb der Universität für unsere Vorträge zu gewinnen.“
Die Ringvorlesung startet heute um 18 Uhr im Hörsaal A, Ihnestraße 21. Die weiteren Termine finden sich unter www.osi-club.de. Alle Vorlesungen sind öffentlich
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