WENN der Schritt zur gewalt nur ein kleiner ist: Übergriffe im Norden
Im vergangenen Jahr wurde in Deutschland statistisch gesehen jeden Tag mindestens ein Mensch Opfer eines rassistisch motivierten Übergriffes. Bis Ende September kam es bundesweit zu 389 Angriffen mit insgesamt 300 Verletzten.
2015 gelang es rechtsextremen Strategen offenbar, den Alltagsrassismus sogenannter besorgter Bürger anzustacheln. „Und zwar so weit, dass sie nicht nur bereit waren, sich an unzähligen flüchtlingsfeindlichen Demonstrationen zu beteiligen“, sagt Simone Rafael von der Amadeu Antonio Stiftung, die sich gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus einsetzt. „Und vom besorgten Bürger zur besorgten Gewalt ist es nur ein kleiner Schritt – auch im Norden“, sagt Rafael.
Als Antwort auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken zu Protesten gegen und Übergriffen auf Flüchtlingsunterkünfte listete die Bundesregierung bis zum 22. Oktober in Niedersachen 25 politisch motivierte Delikte auf – von Überfällen über Sachbeschädigungen bis Körperverletzungen. Im Vergleich norddeutscher Bundesländer liegt Niedersachsen damit vorn. In Mecklenburg-Vorpommern wurden 15, in Schleswig-Holstein 12 und in Hamburg 11 dieser Delikte gezählt.
In Niedersachsen gab es außerdem 42 Straftaten, bei denen „die Unterkünfte selbst Tatort oder direktes Angriffsziel“ waren – erneut trauriger Spitzenreiter im Nord-Vergleich. In Schleswig-Holstein waren es 23, in Mecklenburg-Vorpommern 20 und in Hamburg 15 solcher Fälle. Bremen fehlt in dieser Statistik.
arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland
Das letzte Wort ist aber noch nicht gesprochen. Das Landeskriminalamt in Kiel korrigierte die Zahl bereits nach oben – auf 30 Angriffe. Die Amadeu Antonio Stiftung erwartet Ähnliches auch für die anderen Bundesländer. Alleine weil in der Antwort der Bundesregierung die Monate November und Dezember fehlen.
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