: US-Zinserhöhung tut Europa gut
Impuls Der Kurs des Dollars im Verhältnis zum Euro könnte steigen. Deutsche Firmen profitieren, weil sie billiger in die Vereinigten Staaten exportieren können
Von Hannes Koch
Am Mittwochabend beschloss die US-Notenbank Federal Reserve, erst mal seit fast zehn Jahren ihren Leitzins anzuheben. Banken müssen künftig einen leicht höheren Zins von 0,25 bis 0,5 Prozent entrichten, wenn sie Kapital bei der Zentralbank leihen. Damit will die Fed die Geldversorgung der Wirtschaft ein wenig einschränken und einer möglichen Inflation vorbeugen. Die Entscheidung wird allgemein als Zeichen dafür gewertet, dass die US-Wirtschaft die große Finanzkrise der Jahre seit 2007 nun überwunden hat.
Wegen der höheren Zinsen wird es für große Investoren etwas attraktiver, Kapital in den USA anzulegen. Weil man dafür US-Dollar braucht, dürfte auch die Nachfrage nach der US-Währung zunehmen und ihr Kurs im Verhältnis zum Euro steigen. Am Donnerstag bereits rutschte der Euro zeitweise auf Werte unter 1,09 Dollar ab.
„Wenn der Dollar anzieht, ist das für Europa eine tendenziell gute Nachricht“, sagte Sascha Steffen vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim. Denn für Unternehmen im Euro-Raum kann die Kursentwicklung einen Vorteil bedeuten: Die Preise ihrer Produkte in Dollar sinken. Beispielsweise deutsche Autos, Solarzellen oder Maschinen werden in den USA billiger. Weil damit die Nachfrage nach europäischen Produkten anziehen könnte, haben mittelbar auch die Beschäftigten der hiesigen Unternehmen Vorteile. Ihre Arbeitsplätze sind sicherer. Möglicherweise stellen die Firmen weitere Beschäftigte ein.
Die meisten einheimischen Ökonomen betrachten die Zinserhöhung in den USA deshalb als Unterstützung für die wirtschaftliche Erholung im Euro-Raum. Bisher liegt das Wachstum auf dem alten Kontinent erheblich unter dem in den USA. Europa steckt noch die Verschuldungskrise in den Knochen, die auf die Finanzkrise folgte.
Betrachtet man die europäischen Arbeitnehmer in ihrer Rolle als Konsumenten, so müssen sie sich darauf einstellen, dass bestimmte Preise leicht steigen. Wegen des stärkeren Dollars werden etwa Reisen in die USA teurer – ebenso Importprodukte, die aus dem Dollar-Raum kommen. Dies gilt etwa für Smartphones oder manche Textilien. Die Notierungen für Erdöl werden ebenfalls etwas nach oben gehen, damit auch die Benzinpreise an den hiesigen Tankstellen. Weil Treibstoff gegenwärtig aber sehr billig ist – ein Liter Super kostet nur 1,30 Euro –, hält Ökonom Horn die Entwicklung für „nicht dramatisch. Großer Schaden ist nicht zu erwarten, die Inflation liegt augenblicklich ja sehr niedrig.“
Wegen der im europäischen Durchschnitt mauen Konjunktur nehmen die meisten Ökonomen an, dass die Europäische Zentralbank ihren US-Kollegen vorläufig nicht folgt. Im Euroraum dürften deshalb die Zinsen noch länger niedrig bleiben. Das hat Folgen für die Bürger in ihrer Rolle als Sparer und Privatanleger. Auch die hiesigen Zinsen für Bankguthaben und Staatsanleihen werden niedrig bleiben. Das drückt auf die Wertentwicklung der privaten Altersvorsorge. Unternehmensaktien könnten dagegen teurer werden.
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