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Anonymous und ISHöchstens ein Krieglein

Nach den Terror-Attacken von Paris hat Anonymous dem IS den Krieg erklärt. Doch große Erfolge blieben bislang aus.

Offline effektiver als Online? Anonymous-Aktivisten auf einer Demo gegen Internetüberwachung Foto: dpa/Peter Steffen

Berlin taz | Listen mit verdächtigen Twitter-Accounts, Kurzanleitungen zum Hacken für „Noobies“, Angriffe auf Webseiten der Djihadisten – so in etwa wollte das Hackernetzwerk Anonymous die Propagandakanäle des IS lahmlegen. Das war vor knapp drei Wochen. Schon damals bestanden Zweifel an dem Vorhaben.

Die Strategie auf Twitter lautet weiterhin: Accounts prüfen, veröffentlichen, melden. Programmierte Bots wie etwa CtrlSec1 spucken nach wie vor im Fünf-Minuten-Takt vermeintliche IS-Profile aus. Eine Kurzrecherche ergibt: Arabische Accounts mit Männern in Camouflage-Anzügen und Waffen aber auch WissenschaftlerInnen, die über den IS publizieren, und Profile mit Kinderfotos ohne erkennbaren Bezug zum Thema. Auch Technik-Blogs kritisieren, dass viele Profile ohne IS-Bezug auf den Listen landen.

20.000 Profile, so behauptet Anonymous, seien mittlerweile lahmgelegt worden. Verifizierbar ist das genauso wenig wie klar ist, welche Accounts betroffen sind. Greg Housh, eines der wenigen Mitglieder von Anonymous, das sich öffentlich zeigt, verteidigte jüngst die Strategie: „Alle reden vom Hacken, aber was wir machen hat eigentlich mehr mit Recherche zu tun,“ sagte er der Washington Post. „Ich glaube, das hatte einen ordentlichen Effekt.“

US-Internetfirma in der Kritik

Auch die Websites des IS stehen im Fokus von Anonymous. Die legt man am besten lahm, indem man sie mit unzähligen Anfragen beschießt bis sie zusammenbrechen – so genannten Denial of Service Attacks. Doch bei dem Versuch gerieten die Hacker mit dem US-Unternehmen CloudFlare in Konflikt.

Die Firma betreibt ein weltweites Netz aus Servern, das Anfragen an Websites aufsaugt und dann möglichst ökonomisch verteilt. So sollen vor allem kleine Homepages bei vielen Anfragen vor dem Zusammenbruch geschützt werden. Auch Wikileaks ist Kunde bei dem Unternehmen.

Der Vorwurf von Anonymous: Die Firma würde mindestens 37 Websites mit IS-Inhalten schützen. Firmenchef Matthew Price wetterte sogleich zurück: „Das ist ein Stammtisch-Analyse von Kindern – es ist schwer, das ernst zu nehmen,“ sagte er dem britischen Register. „Auch Anonymous nutzt unsere Dienste.“ Über die Server von CloudFlare würden Millionen von Websites laufen.

Erfolg aus dem Darknet: Viagra für Djihadisten

Eine Erfolgsmeldung stammt aus einem versteckten Teil des Internets: dem Darknet. Erreichbar ist es zum Beispiel mit dem Tor-Browser, der die IP-Adresse und damit die Identität des Nutzers verschleiert. Die Gruppe GhostSec, die mit Anonymous assoziiert ist, hat dort eine IS-Seite gehackt. Statt der Djihad-Propaganda war dort ein Link zu finden: Er führte auf die Viagra- und Prozac-Angebote einer Online-Apotheke. Momentan ist die Seite offline.

Ein halber Monat Krieg, am Ende stehen lediglich symbolische Erfolge. Die Zweifel, das Hackernetzwerk könne letztlich nichts ausrichten, mehren sich. Anonymous selbst hat in der Zwischenzeit die Liste seiner Feinde erweitert: Die thailändische Polizei etwa, oder die Klimakonferenz in Paris.

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