: Campi-Fusion im Norden
Schleswig-Holstein will die Hochschulen in Kiel, Lübeck und Flensburg zu einer Landesuniversität verschmelzen
Aus drei mach eins: Wissenschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) will die drei Hochschulen in Kiel, Lübeck und Flensburg zu einer „Landesuniversität“ zusammenfassen. Das verkündete er gestern auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz, nachdem die Pläne vorab durchgesickert waren. „Moderne Strukturen für mehr Qualität“, nennt Austermann sein Konzept. Die Campi sollen erhalten bleiben, aber besser verzahnt werden. Das soll beispielsweise verhindern, dass es im Land verschiedene Bachelor-Studiengänge gibt. Auch mehr Forschungsmittel könnten eingeworben werden, wenn Fakultäten zusammenarbeiten. Derzeit gibt es im Land 28.000 Studenten, davon allein 21.200 in Kiel.
Kritik gab es nicht nur von der Opposition: Die SSW-Politikerin Anke Spoorendonk fürchtet vor allem um die Uni Flensburg, die für den SSW als Vertretung der dänischen und friesischen Minderheit wichtig ist. Der FDP-Bildungsfachmann Ekkehard Klug bezweifelt, dass das Modell Geld spart, er sieht „Sand im Getriebe“ bei der künftigen Zusammenarbeit der Hochschulgremien. Die Grünen halten das Konzept für „nicht zuende gedacht“. Aber auch die Koalitionspartnerin SPD reagiert verschnupft auf Austermanns Idee: Während der Minister sich brüstet, er schaffe „eines der modernsten Hochschulgesetze Deutschlands“, und damit so tut, als sei die Sache bereits in trockenen Tüchern, formuliert SPD-Mann Henning Höppner sehr zurückhaltend: Die vom Wissenschaftsminister „vorgelegten Eckwerte“ seien „Grundlage für eine Diskussion“. Auch er zweifelt an Einsparpotenzialen und fragt, warum eine Kann-Bestimmung für Studiengebühren eingeführt werden soll: Das bleibe „zwischen den Koalitionspartnern im Dissens“.
Die Studentenschaft horchte vor allem bei Austermanns Plänen für eine „Präsidialverfassung“ auf. „Wenn damit Unigremien entmachtet werden, ist die Idee der Gruppenuniversität mit Mitspracherechten für Mitarbeiter und Studierende tot“, fürchtet Lars Juister vom AStA der Uni Kiel. „Da werden wir genau hinschauen.“ Zeit genug dürfte bleiben: Nach der Reaktion der SPD zu schließen, wird der Landtag das Thema „Uni-Fusion“ noch eine ganze Weile studieren, bevor eine Entscheidung fällt.
Esther Geißlinger
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