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Kolumne LiebeserklärungProblemjournalist Matthias Matussek

Jürn Kruse
Kolumne
von Jürn Kruse

„Die Welt“ hat mit dem homophoben, antiislamischen Autor Matthias Matussek das gekriegt, was sie bestellt hatte. Trotzdem fliegt er raus.

Matussek (l.) bei Kurt Krömer (M.): Das nahm kein gutes Ende („Puffgänger“, „Arschloch“...). Foto: dpa

E ins vorweg: „Herr Matussek hat weder Herrn Peters noch Herrn Poschardt als ‚durchgeknallt‘ und/oder ‚Arschloch und/oder ‚durchgeknalltes Arschloch‘ bezeichnet. Er hat den Konferenzraum gar nicht betreten und ist Herrn Peters heute auch nicht begegnet.“

Das musste mal gesagt werden. Zumindest von Matthias Matusseks Anwalt, der dieses Statement kurz nach dem, äääh, tja, was war es denn nun, das sich am Dienstag beim sogenannten WamS-Brainstorming, einer Planungskonferenz für die Sonntagszeitung der Welt, abspielte? Laut Matussek quasi nichts. Laut Teilnehmern eine ganze Menge. Laut den Chefs Jan-Eric Peters und Ulf Poschardt war es genug, um sich umgehend von Matussek zu trennen.

Die waren schließlich schon vorher schockiert gewesen, als Matussek nach den Anschlägen von Paris bei Facebook schrieb: „Ich schätze mal, der Terror von Paris wird auch unsere Debatten über offene Grenzen und eine Viertelmillion unregistrierter junger islamischer Männer im Lande in eine ganz neue frische Richtung bewegen.“ Dahinter setzte er noch einen schönen Grinsesmiley: :)

Tja, was haben die bei der Welt eigentlich erwartet, als sie Matussek vor ziemlich genau zwei Jahren holten? „Kraftvolle Texte“ wollte Peters von ihm. Und die hat er geschrieben: Matussek bekannte, dass er „wohl homophob“ sei. „Und das ist auch gut so“, denn er war sich der Tatsache bewusst, „dass die schwule Liebe selbstverständlich eine defizitäre ist, weil sie ohne Kinder bleibt“. Homosexualität betrachtete er als „Fehler der Natur“, und den Islam sah er als Gefahr: „Nicht umsonst gibt es stundenlange Kontrollen an Flughäfen.“

Die Welt hat also einen originalen Matussek bekommen. Genau das Produkt, das sie bestellt hatte. Es jetzt, da es nicht mehr gefällt, beim Händler mit nur einem Stern zu bewerten, ist scheinheilig. Denn nicht Matussek ist defekt, sondern die Auswahl war es.

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Jürn Kruse
Ist heute: Redaktionsleiter bei Übermedien und freier Autor. War mal: Leiter des Ressorts tazzwei bei der taz. Davor: Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig studiert. Dazwischen: Gelernt an der Axel Springer Akademie in Berlin.
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2 Kommentare

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  • "...Die Welt hat also einen originalen Matussek bekommen. Genau das Produkt, das sie bestellt hatte. Es jetzt, da es nicht mehr gefällt, beim Händler mit nur einem Stern zu bewerten, ist scheinheilig. Denn nicht Matussek ist defekt, sondern die Auswahl war es...."

     

    Der Stern ist aber geschlechtsneutral?

    Hauptsache!

  • Diese Oberstudienratszeitung sollte einst dem Axel-Cäsar Springer zur sozialen Bestätigung gereichen. Mit der "Times" wollte er sich vergleichen. Aber sie ist nur ein Spiegel seiner selbst geblieben. Ein politisierendes Blatt der Parvenues, jener sich gebildet gebenden Kleinbürgerschicht, die zu einem klein bisschen Wohlstand gelangte und nun in ständiger Sorge leben, dass sie eines Tages dahin zurück fallen könnten, wo sie herkamen. Ein angestaubtes Kulturverständnis gespickt mit verzieselter "Blut und Boden" Kunstgesinnung und jede Menge verschlammter Antikommunismus a la Przemysl, wo jener Willi S. herstammte und in Wien den Salonkommunisten der Zwanziger Jahre gab.

     

    Dieses Blatt dient der Meinungsmache, nicht umsonst waren alte Nazis im Redaktionskollegium, ausgezehrt und mit Sandalen bekleidete Mennekins. Man erinnere sich nur an das Gefasel von Volksgemeinschaft des Hans Zehrer kurz nach Ende der tausendjährigen Herrlichkeit, wo sich Bischof Hanns Lilje vor ihn stellen musste, weil er sonst aus der Tagung herausgeflogen wäre. So ist die "Welt".

     

    Das ist nicht meine Welt und gern überlasse ich sie den Pegidisten, den Deutschtümlern aus CDU/CSU, die dort greinend der Großvaterepoche von 1933-1945 nachtrauern.