US-Serie „Homeland“: Alles rassistisch
Graffiti-Künstler schieben „Homeland“ kritische Slogans unter. Sie monieren, wie Muslime in der Serie dargestellt werden. Was erwarten sie?
Berlin taz | US-Amerikaner lieben es plakativ. Warum auch nicht. Die Gemengelage in der Welt ist kompliziert und die USA sind natürlich sowieso die größte Nation auf Erden, da muss man nicht unbedingt den Blickwinkel wechseln. Kürzlich zu beobachten, als Claire Danes, Star der US-Serie „Homeland“, in der Talkshow von Ellen DeGeneres über das Berghain, seine Eisdiele, Techno und Berlin fabulierte. Natürlich politisch korrekt, wie toll, toll, toll alles in Berlin ist.
Nun war Danes in Berlin, weil sie dort die aktuelle Staffel „Homeland“ drehte. Danes spielt darin seit nunmehr fünf erfolgreichen Staffeln eine CIA-Agentin. USA, CIA – da ist der Feind genauso plakativ gesetzt wie das Setting der Serie: Muslime.
Eine Künstlergruppe um Heba Amin schaffte es nun, das Klischeehafte der Serie mit einer klugen Intervention zu entlarven. Die Graffiti-Künstler waren angeheuert, um dem Set der Serie in Berlin einen authentischen Look zu verleihen. „Wir waren zuerst nicht überzeugt“, schreibt Amin auf ihrer Webseite, als sie durch einen Anruf von einem Freund von dem Angebot, die Serie auszustatten, erfuhren. Denn aus ihrer Sicht macht „Homeland“ nur eins: Die Serie zeigt „hauptsächlich weiße, in weiten Teilen US-amerikanische Beschützer, die gegen böse und rückwärtsgewandte Muslime“ kämpfen.
Deshalb sprayten die Künstler nicht, wie angewiesen „Mohammed ist groß“ und andere Slogans in arabisch auf die Kulissen, sondern „Homeland ist rassistisch“, „Homeland ist ein Witz“ oder auch „Homeland ist eine Wassermelone“. Wassermelone ist im arabischen Sprachraum eine Umschreibung für etwas, das nicht ernst genommen werden kann.
Peinlich: Den Machern fiel der Unterschied offensichtlich nicht auf, die Szenen wurden mit den kritischen Slogans gefilmt, und jetzt im Oktober in den USA ausgestrahlt. Die Serie und ihre Darstellung von Muslimen und Ländern im Nahen Osten „entmenschlicht eine gesamte Region“, so Künstlerin Amin.
Zu Recht werden die Künstler für ihre Aktion im Netz gefeiert, auch wenn die Kritik an der Serie nicht neu ist. Aber gut, eine Produktion aus den USA, in deren Zentrum eine Agentin der CIA steht – was will man erwarten. Da kann der Muslim nur der natürliche Feind sein.
Viel schlimmer als die nicht besonders differenziert gezeichnete Storyline der Serie ist, dass sie nicht weit entfernt ist von dem, was viele in den USA und anderen Ländern propagieren. Wie formulierten es Donald Trump und auch Thomas de Maizière erst kürzlich: mit Flüchtlingen aus Syrien kommt der Terror des IS systematisch in die Länder. Dagegen könnte man auch mal ein Graffiti sprühen.
Leser*innenkommentare
willanne
Bullshit! Die Serie ist overall ziemlich differenziert. Aber Hauptsache, man kann den Amis Rassismus anhängen.
Carlos Gomes
Es lebe die subversive Kunst! Schliesslich sollen Künstler nicht Wohnzimmer dekorieren, sondern eher zum Nachdenken anregen. Auch in Deutschland gibt es interessante subversive Projekte wie http://www.leninisstillaround.com
michael bolz
Herrlich! Mit Humor geht einfach alles besser!