: Verseuchung im Nigerdelta dauert an
Nigeria Amnesty International wirft Shell vor, seinen Aufräumpflichten nicht nachzukommen
Shell hatte in der Vergangenheit versichert, vier durch die Erdölförderung des Konzerns stark kontaminierte Gebiete gereinigt zu haben – eines davon bereits vor über 40 Jahren. Im Bericht hingegen heißt es, die Verschmutzungen seien weiterhin mit bloßem Auge sichtbar, Reinigungsarbeiten hätten allenfalls oberflächlich stattgefunden. Vertreter von Amnesty International waren vor Ort und hatten unter anderem mit den dort lebenden Menschen Gespräche geführt.
Mark Dummett ist einer der Experten. Er fordert, Shell müsse die Gebiete sofort säubern, sieht aber einen Teil der Verantwortung auch bei der nigerianischen Regierung. „Mit den Verschmutzungen gehen zahlreiche Menschenrechtsverletzungen einher“, sagte er. „Und es ist Aufgabe der Regierung Nigerias, diese zu verhindern.“ Trotzdem habe diese in der Vergangenheit immer wieder bescheinigt, dass die Regionen sauber seien. Laut dem Bericht beauftragt Shell Subunternehmen mit der Reinigung der Fördergebiete. Nach Abschluss der Arbeiten stellt eine nationale Behörde ein Zertifikat über die Sauberkeit des jeweiligen Gebiets aus.
Die Umweltorganisation der Vereinten Nationen (Unep) hatte die Gebiete in Ogoniland neben vielen anderen bereits 2011 als stark vergiftet eingestuft. Sie schätzte die Kosten für die Beseitigung der Umweltschäden bis 2041 auf 1 Milliarde US-Dollar. Ziel des Berichts der Nichtregierungsorganisationen war es nun, den aktuellen Stand zu dokumentieren. „Das ist eigentlich Aufgabe von Shell“, fügte Drummett hinzu. „Hier muss es wesentlich mehr Transparenz geben.“
Shell International erklärte auf die Anfrage der taz, man brauche mehr Zeit für eine Stellungnahme, die Vorwürfe seien komplex. Der Konzern habe sich aber nach dem Unep-Bericht verpflichtet, die Schäden in der Region zu beseitigen. Der Nachrichtenagentur AP zufolge hatte Shell Nigeria zuvor die Vorwürfe zurückgewiesen.
In den veralteten Anlagen gibt es immer wieder Lecks. Laut Amnesty hat sich Shell seit 2007 zu 1.700 Ölunfällen in der Region bekannt. Erst im Januar hatte der Konzern für zwei Unfälle aus dem Jahr 2008 rund 70 Millionen Euro Schadenersatz an Bauern und Fischer gezahlt. Jonas Seufert
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