: Zockerbude mit Autoverkauf
Übernahmeversuch Wie Porsche vor sieben Jahren beinahe den VW-Konzern übernommen hätte
Härter setzte Derivate namens „Optionen“ ein. Dies sind Finanzwetten: Gegen eine Gebühr erwirbt der Käufer das Recht, nach einer bestimmten Frist eine bestimmte Aktie zu einem bestimmten Kurs zu kaufen oder zu verkaufen. Optionen haben den Charme, dass der Hebeleffekt immens ist: Mit wenig Geld lassen sich große Finanzvolumen bewegen.
Bei Porsche wurde ein riesiges Rad gedreht: Im Geschäftsjahr 2007/2008 lag der Gewinn sogar höher als der Umsatz. Porsche hatte zwar nur 105.000 Luxuskarossen verkauft, die insgesamt 7,5 Milliarden Euro einbrachten – trotzdem wies der Konzern einen Profit von 8,6 Milliarden Euro aus. Härter wollte mit den Spekulationsgewinnen die VW-Übernahme finanzieren. Noch heute fragen sich Börsianer, ob das Spiel hätte funktionieren können – wenn nicht die Finanzkrise dazwischen gekommen wäre. Ab 2008 wendete sich nämlich das Blatt, obwohl Härter Unsummen einsetzte: Im Geschäftsjahr 2008/2009 wurden 56,1 Milliarden Euro für Aktienoptionen ausgegeben. Die Erträge aus Optionsgeschäften lagen aber nur bei 53,7 Milliarden Euro, so dass ein Verlust von 2,4 Milliarden Euro entstand.
Aber nicht nur das Spekulationsgeschäft machte Ärger. Auch die Banken spielten nicht mehr mit und verweigerten Kredite.
Härter und Porsche-Chef Wendelin Wiedeking wollten den Lieblingstrick aller Finanz-Heuschrecken anwenden: Die Kredite sollten auf die gekaufte Firma übertragen werden. VW sollte die Darlehen tilgen, die Porsche aufgenommen hatte, um VW zu übernehmen.
Dieser Plan hätte nur funktioniert, wenn das VW-Gesetz gekippt worden wäre, das dem Land Niedersachsen eine Sperrminorität von 20 Prozent zusichert. Doch Kanzlerin Merkel setzte 2008 durch, dass das VW-Gesetz bleibt. Damit war klar: Porsche würde nicht in die VW-Kassen greifen können, um seine Schuldenlast zu reduzieren.
Also stoppten die Banken ihre Kredite, und nicht Porsche übernahm VW – sondern VW schluckte Porsche.
Ulrike Herrmann
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