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Kolumne Press-SchlagDas Spiel ist aus

Bayern hat gesiegt, die Bundesliga liegt auf dem Sterbebett. Die Spannung ist tot. Das kriegen die Bayern am Ende auch zu spüren.

Sieht langweilig aus? Ist es auch – weil die Konkurrenz fehlt Foto: ap

U nd jetzt? Ratlosigkeit herrscht im Weltmeisterland. Wie soll es weitergehen, nachdem sich der FC Bayern die Meisterschaft gesichert hat? Die Bundesliga liegt auf dem Sterbebett. Die Spannung ist tot. Was tun? Handballfan werden? Warten, bis die Wintersportsaison beginnt und in den Severin-Freund-Fanclub eintreten? Zur besten „Sportschau“-Zeit ein Buch lesen gar?

Man könnte sich mit Ingolstadt beschäftigen und versuchen, sich zu freuen, dass diese „Schanzer“ ein Heimspiel gewonnen haben. Man könnte diskutieren, wie es sein kann, dass Hannover 96 plötzlich überhaupt ein Spiel gewinnt. Vielleicht schafft man es auch zu analysieren, wie es Hertha BSC gelingen konnte, auf Rang vier der Tabelle zu klettern. Aber wird man damit durch die Saison kommen? Und durch die nächste? Und die übernächste? So wie es aussieht, ist der FC Bayern, dem die Konkurrenz auch finanziell schon lange nicht mehr folgen kann, auf Jahre hinaus unschlagbar.

Auch wenn sich ein paar Fußballnarren finden, für die es nichts Wichtigeres gibt als Wetten auf die deutsche Vizemeisterschaft, kann kaum bestritten werden, dass die Bundesliga ein Problem hat. Die Liga ist ein Produkt, das es zu vermarkten gilt. Wenn Spannung dauerhaft fehlt, könnte das schwerer werden.

Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandschef des FC Bayern, wird nicht müde, einen zweiten großen Pay-TV-Sender in Deutschland heraufzubeschwören und träumt von einer Bieterkonkurrenz, die die Preise für Übertragungsrechte in englische Dimensionen treiben soll. Aber wird es eine Bieterkonkurrenz geben in einer Liga, die vielleicht erst wieder spannend wird, wenn Brausemilliardär Dietrich Mateschitz seine Drohung wirklich wahr macht und diesen Klub namens RB Leipzig zu einem ernsthaften Bayernkonkurrenten päppelt?

Die Bayern selbst zeigen mit dem Finger auf die Konkurrenz. Die sei doch selber schuld, wenn sie es nicht schaffe, mitzuhalten. Und sie werden sich ärgern. In der vergangenen Saison sind die Bayern im Halbfinale der Champions League auch deshalb gescheitert, weil sie sich von der Wettbewerbssituation im Ligabetrieb längst entfremdet hatten.

Da ist nun schon zu Beginn der Saison so. Das Spiel ist aus. Und auch die Bayern gehören zu den Verlierern.

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Andreas Rüttenauer
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15 Kommentare

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  • Es könnten natürlich die letzten beiden Sätze des Redakteurs zutreffen, der gerade die nächsten Stufen seiner vielseitigen Karriereleiter betreten hat, falls die Münchener nicht doch in der CL-League scheitert, weil ein Meistertitel für diese „Multikulti-Truppe“ mit spanischem Übergewicht im eigenen Lande schon nichts mehr bedeutet!

     

    Die derzeitig allein nur von den Bayern dominierte gewinnorientierte Unterhaltungsbranche „Fußball“ in der 1. Bundesliga erlebt wiedereinmal einen riesigen Spagat zwischen Spannung und Langeweile für die Zuschauer in den Stadien vor Ort oder vor den Rundfunk- bzw. Fernsehgeräten. Auch ohne die Langzeitverletzten Altinternationalen, „Rob“ und „Rib“, ziehen sie kontinuierlich, mit einer breitgefächerten und rotierenden Ersatzbank im Rücken, dermaßen souverän ihre erfolgreichen Spielminuten durch, weil ihre jeweiligen Gegner fast durchweg vor Angst erstarren oder regelrecht die Hosen voll haben. Mit ihren Vernetzungen zu den Großen der Wirtschaft, Medien, Politik und Justiz haben die Münchener auch ein wesentlich leichteres Spiel, mit ihrer durchwachsenen finanziellen Grundlage, statt aus dem eigenen Nachwuchs, bereits „fertige“ und bei anderen Vereinen besonders positiv auffallende Aktive anzuheuern. Die dabei entstandenen „Überbestände“ werden fast unauffällig gewinnbringend verliehen oder weiterverkauft! Auf den Verein, der es sportlich schafft, diesen eingeschlagenen Weg der Bayern zu durchkreuzen, werden wir vermutlich als sensationshungrige Zuschauer wohl noch einige Zeit warten müssen....

     

    Außerhalb des täglichen Fußballs zeigt dieser deutsche Vorzeigeclub mit seinem Treuebekenntnis, immer an der Seite seines schwer erkrankten ewigen „Dauersympathisanten“ und früheren „Bomber der Nation“, Gerd Müller und seiner Familie helfend bereitstehen zu wollen, eine weitere positive und fürsorgliche Eigenschaft!

  • Überall seit Jahrzehnten derselbe Müll über die Bayern und deren Dominanz, die dem Fußball nicht gut tut.

    Und jedes Jahr schauen noch mehr Leute zu, wird noch mehr Geld verdient mit Fußball und wird immer noch besserer Fußball gespielt in Deutschland.

    Wann also schweigen die Möchtegern Fußball-Experten und hören z.B. einem ausgewiesenen Fachmann Tuchel zu.

    Bayern München ist für ihn eine Inspiration!

  • Die Choose geht ja noch weiter. Wenn wie AJKI es sich wünscht, das die anderen Clubunternehmen besser werden sollen, bedeutet dies ja auch, das noch mehr Geld in diese AG-Unternehmungen zu pumpen wäre. Jetzt haben wir 3 CL-Plätze, dort wo das Geld generiert wird und einen Qualiplatz. Wenn jetzt 7-8 oder noch mehr Clubs ins Risiko gehen, vorne mitzuspielen, müsste dann nicht auch die Zahl der CL-Plätze aufgestockt werden? Oder über eine CL-Liga auf Europaebene nachgedacht werden?

    Die Idee von Herrn Chaabouté finde ich sollte aufgenommen werden, in der Liga ab und an z.B. Thomas Müller bei identischem Gehalt für eine Saison in Darmstadt kicken zu lassen. Ansonsten bin ich persönlich eher damit beschäftigt, seit 40 Jahren dem VfB Stuttgart bei mal mehr mal weniger gelungenen tabellarischen Klimmzügen über die Jahre beizuwohnen.

    Wäre ja auch eine nette Utopie, sich vorzustellen, das rein nur um den Bayern Paroli zu bieten, in der Bundesliga von den restlichen 17 Clubs immer eine Best of Mannschaft zusammengestellt wird durch eine Zuschauerabstimmung jeweils eine Woche vorher in der Sportschau, die dann am folgenden Spieltag im Namen des jeweiligen eigentlichen Gegners gegen die Bayern kickt. Vom eigentlichen Gegner müssen 5 Leute im Kader stehen.

  • Die taz nimmt meinen Kommentar raus. Nicht zu fassen. Das ist heftig!!! Es ging um Scheiss Fussball. Ein Fussballkommentar wird zensiert. Keinen Humor, Herr Rüttennauer? Ihre Bayern Artikel sind halt mies und schlecht! MEINS-MEINS -MEINS

    • @RPH:

      Gehört eigentlich nicht zum Thema. Welcher Verein verursacht den meisten Plastikmüll? Borussia Dortmund! Welcher Verein verursacht den wenigsten Plastikmüll? UNION BERLIN! -UNVEU-

  • Geht sowieso nur noch um´s Geld beim Fußball. Wie bei der Formel 1. Und bei Olympia.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Bei der Formel 1 werden jedesmal, wenn es zu langweilig wird, die Regeln geändert, der Fußball wird jedoch wirklich quasi nur noch von den Konzernen bestimmt, die mit ihrem Geld hinter den Vereinen stehen.

       

      Handball ist so wenig Alternative wie Liegeradfahren, nur was für spezielle Freaks und Nerds…

      • @Khaled Chaabouté:

        Meinst Du die Zeiten, als es in der Sportschau noch um Sport und nicht ausschließlich um Fußball ging? Ja, lange ist es her, damals war auch Flensburg-Handewitt zu Gast. Die sind dieses Jahr Meisterschaftsfavorit.

         

        Ich finde Handball auch wesentlich spannender als Fußball. Aber das ist doch jedem die eigene Sache. Warum glaubst Du, diese Sportart durch den Kakao ziehen zu müssen?

  • Dass Bayern eklig ist und die (Fußball-)Bundesliga langweilig, wusste ich schon. Handballfan bin ich sowieso schon seit ewigen Zeiten. Das Problem dabei ist (wenn's denn eins ist): Der THW Kiel, der fast so gerne wie Bayern der direkten Konkurrenz die besten Spieler wegkauft, hat von den letzten 11 Spielzeiten der Bundesliga 10 als Meister abgeschlossen - leider. An einer vergleichbaren Serie arbeitet Bayern gerade - leider. Langweilig finde ich den (Handball-)Sport trotzdem nicht. Vielleicht ja auch, weil die Interviews hinterher zumindest manchmal nicht ganz so strunzdumm sind wie bei handelsüblichen Fußballprofis...

    • @HP Remmler:

      ... und dem kleinen Unterschied, dass Kiel dieses Jahr auf keinen Fall Meister wird und die letzten beiden Jahre richtig eng waren ;) Die RNL rocken das dieses Jahr. Der neue Kreisläufer ist phänomenal!

      • @niktheking:

        Und was ist mit Hände Weichewitt oder wie das heißt? Die waren doch früher auch immer in der Sportschau.

  • Immer das gleiche Argument, das der Münchner Dominanz die Verantwortung zuweist. Seit nun Jahrzehnten. Buchstäblich Jahrzehnte. Und genau in diesem gewaltigen Zeitraum liegt schon die Widerlegung des Arguments selbst. Die verdammten Achterbahnfahrten aller anderen BL-Topclubs sind doch kein unverdientes Schicksal, das sie traf und trifft wie ein Blitz aus irgendeinem heiteren Himmel. Dortmund, Schalke, Wolfsburg, Leverkusen, Gladbach (ohne jede Reihung)... das sind alles durch die Bank weg Vereine, die seit jeher auf europäischem Topniveau spielen könnten, seit jeher von sich selbst glauben, auf einem solchen Niveau zu spielen und seit jeher immer wieder und wieder und dann nochmal an sich selbst scheitern. Man kann ohne jeden Ehrverlust bei Madrid, Barcelona oder München scheitern - das ist NICHT das Problem (vor allem dann, wenn man es an guten Tagen sehr wohl schafft, solche Clubs zu schlagen!). Das Problem sind die Punkte, die man anderswo leichtfertig liegenläßt. Wer mit einer Differenz von jeweils vier Punkten nach nur wenigen Spieltagen nach München fährt (oder auch München bei sich als Gast begrüßt), der darf sich einfach nicht wundern. Wie oft genau das schon den Vereins-Fans von gottweißwievielen kompetenten Leuten gesagt wurde, kann man über die Jahrzehnte gar nicht mehr zählen. Klopp hat das in jeder zweiten PK gesagt - auch in den siegreichen Saisons. Irgendwie wollte und will das keiner hören. Hummels hat's nach dem letzten dusseligen Unentschieden gesagt - selbstkritisch und sich der Konsequenzen bewußt. Will auch niemand hören.

    • @ajki:

      Hallo AJKI,

      der Artikel beschäftigt sich ja nicht mit der Schuldfrage der derzeitigen Situation, die Du wiederum in vielen Sätzen von den Bayern selbst weg weist. Spielt für mich als neutralen Fan auch keine Rolle, wer nun Schuld hat oder nicht. Die letzten beiden BuLi-Saisons waren in Sachen Titelrennen sterbenslangweilig. Diese scheint zumindest nicht besser, eher noch schlimmer zu werden. Es mag viele geben, die sich an der Dominanz der Bayern erfreuen. Viele wird das aber auch langweilen.

      Dass die Bayern selbst ein Problem haben, weil sie hierzulande keine ernsthafte Konkurrenz haben und daher einer gewissen Wettkampfhärte abgehen, ist ebenfalls nicht abwegig.

      Man kann es den Bayern nicht vorwerfen: Sportlich nicht und auch nicht im Hinblick auf die Finanzen. Das System lässt die Schere nun mal weiter aufgehen.

       

      Die Medien könnten etwas mehr über andere Clubs berichten, um diesen vielleicht eine etwas bessere Plattform zu bieten. Bayernartikel wiederholen sich ja und wiederholen sich... Aber geschenkt.

       

      Die Liga ist derzeit bei der wichtigsten aller Fragen (wer wird Meister?) schon nach einem drittel der Spielzeit plus-minus entschieden und es ist wahrlich keine Besserung in Sicht.

       

      Für mich bleibt die Sportschau daher immer öfter aus. Das ist freilich subjektiv. Der Artikel hat doch aber seine Berechtigung, auch wenn Du das anders sehen magst.

      • @niktheking:

        Der Artikel bezeichnet den Wettkampf in der Liga als beendet. Und weist die Schuld dafür dem FCB zu. In Deiner Antwort bezeichnest Du die Meisterschaftsfrage in einer Liga als "die wichtigste" und weil die zur Zeit geklärt zu sein scheint, ist Dir die Spannung abhanden gekommen.

         

        Vorweg: ich bin kein FCB-Fan. Ich bin noch nicht mal überhaupt ein Fan irgendeines Vereins. Mein Interesse gilt ausschließlich dem Fußball selbst - *gutem* Fußball, wenn irgend möglich. Mein generelles Interesse ist es, eine starke Liga im Wettkampf zu sehen, von den Topclubs über das Mittelfeld bis runter in die Amateurligen (bei Männlein UND Weiblein).

         

        In bezug auf dieses Interesse bin ich nur leidlich zufrieden in den (vielen) letzten Jahren. Meiner Ansicht nach könnten mehrere Vereine der DFL *deutlich* stabiler und besser dastehen, als es real der Fall ist. Insofern ist es sozusagen "leider" so, dass es nur der FCB dauerhaft schafft, auf international höchstem Niveau zu bestehen. Ich möchte, dass alle anderen *wesentlich* besser werden - ich möchte nicht, dass der FCB schlechter wird.

        • @ajki:

          Wo weist der Autor des Artikels den Bayern die Schuld zu? Das steht doch da gar nicht. Es steht nur da, dass die Bayern die Schuld von sich weisen. Wenig überraschend, sie sind ja auch nicht schuldig.

           

          Ich denke, dass die meisten Menschen den größten Spaß an der Spannung im Meisterschaftskampf haben. Vielleicht täusche ich mich ja. Für alle, für die es doch so ist, ist die Bundesliga einige Klassen langweiliger und damit uninteressanter geworden.

           

          Das darf der Autor doch so festhalten. Es ist eine Tatsache!

           

          Wenn andere Vereine besser werden würden, fände ich das auch sehr schön. Das sehe ich aber nicht. Früher wäre der Abstand auch nicht so groß gewesen, die Bayern waren einfach nicht so gut. Was mich richtig ärgert, ist die Haltung einiger Verantwortlicher, die ihr Team nach München fahren lassen und schon vornherein von einer einkalkulierten Niederlage reden. Auch das macht die Sache nicht spannender...