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Reederei unterm blauen Kreuz

Fehmarnbelt Reederei Scandlines sagt dem geplanten Tunnel mit umweltfreundlichen Fähren den Kampf an – und schließt sich dem Kritiker-Dachverband „Beltretter“ an

Darf noch lange Schiffchen fahren: ein ICE im Fährhafen Puttgarden  Foto: Carsten Rehder/dpa

von Sven-Michael Veit

Scandlines will nicht weichen. Die Reederei hat jetzt angekündigt, bald neue, umweltfreundliche Fähren auf der Vogelfluglinie zwischen Puttgarden auf Fehmarn und Rødby auf der dänischen Insel Lolland einzusetzen. „In wenigen Jahren, vielleicht 2018 oder 2019, wollen wir die Schiffe komplett abgasfrei und elektrisch betreiben“, sagte Betriebsleiter Claus Nikolajsen. Die Reederei habe dafür Investitionsmittel von 50 bis 60 Millionen Euro vorgesehen.

Noch sind die Pläne nicht vollständig ausgereift. Scandlines steht dazu in engem Kontakt mit der technischen Beratungs- und Zertifizierungsgesellschaft DNV GL, die sich intensiv mit „Green Shipping“ beschäftigt, also mit umweltfreundlichen und emissionsarmen Antriebstechniken für Schiffe aller Größen und Einsatzzwecke.

Damit bekräftigt die Reederei ihre Absicht, einen Konkurrenzkampf mit dem geplanten Fehmarnbelt-Tunnel aufzunehmen. Den Fährverkehr einzustellen, „wäre ein Frevel“, hatte Scandlines-Geschäftsführer Gernot Tesch bereits im Mai verkündet. Selbst beim Verlust von Marktanteilen „können wir die Wirtschaftlichkeit darstellen“, so Tesch.

Dies umso mehr, als die Realisierung des Projekts immer vager wird. Baurecht auf deutscher Seite sei „nicht vor 2019“ zu erwarten, räumte am Wochenende der schleswig-holsteinische Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) ein. Mehr als 3.100 Einwendungen gegen das Vorhaben müssen berücksichtigt werden, davon nur 30 aus Dänemark. Nach einer ersten Einschätzung der Genehmigungsbehörde in Schleswig-Holstein könnten „gravierende Planungsänderungen“ erforderlich werden, so Meyer.

Die Alternative lautet billigereArbeitskräfte oder billigeres Material

Die dänische Seite, die in diesem Herbst das Baugesetz verabschieden und den Tunnel bis 2021 fertigstellen wollte, ist bereits mindestens zwei Jahre in Verzug. Nun ist mit der Eröffnung des Projekts, wenn überhaupt, frühestens 2025 zu rechnen.

Zu den zeitlichen Verzögerungen kommt finanzielle Ungewissheit: Von den Baukosten in Höhe von etwa 7,4 Milliarden Euro will die EU lediglich 589 Millionen Euro tragen – weniger als die Hälfte der Summe, die Dänemark eingeplant hatte. Deshalb klafft in den dänischen Berechnungen ein Minus von rund 700 Millionen Euro. Das Verkehrsministerium des Königreiches, das den Tunnel auf eigene Kosten bauen und ihn 39 Jahre lang über Mauteinnahmen refinanzieren will, verlangt deshalb von der staatlichen Baugesellschaft Femern A/S, die Kostenvoranschläge der Baufirmen in Neuverhandlungen zu drücken. Die Alternative lautet billigere Arbeitskräfte oder billigeres Baumaterial – oder beides.

Auch an einer anderen Front positioniert sich Scandlines: Der Konzernbetriebsrat hat sich am Montag den „Beltrettern“, dem Dachbündnis der Initiativen gegen den Fehmarnbelt-Tunnel, angeschlossen. Fast 1.200 MitarbeiterInnen beschäftigt Scandlines in Puttgarden und Rødby, und deren Arbeitsplätze wären durch einen Tunnel bedroht, sagt Betriebsratschef Bernd Friedrichs. Deshalb versammelt sich jetzt auch die Belegschaft der Reederei neben 27 Initiativen, Verbänden und Gemeinden unter dem blauen Kreuz, dem Symbol der Beltretter.

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