Kaffeeprojekt rettet Orang-Utan-Babys: Röster für den Regenwald
Palmölplantagen bedrohen auf Sumatra die letzten Rückzugsgebiete der Orang-Utans. Dagegen macht ein Kaffeeprojekt mit Bio-Anbau mobil.
Der Hamburger importiert den Biokaffee aus einem Kaffeeprojekt auf Sumatra. Die Idee, sich dort zu engagieren, hatte er von Holger Welz, dem Vertriebsleiter des italienischen Espressomaschinenherstellers Dalla Corte. Dieser hatte ihn gefragt, was er davon halte, über den Kaffeeanbau in Sumatra den Lebensraum der letzten fünf- bis sechstausend Orang-Utans zu retten. Überzeugt hat Drews dann ein eigener Besuch auf der Insel: Die Förderung des biologischen Kaffeeanbaus bringt die lokalen Bauern dazu, den Regenwald zu schützen.
Wie das geht, hatten schon andere Projekte gezeigt. Etwa El Ceibo in Bolivien. Dort arbeiten 1.500 Kakaobauern im Regenwald von Alto Beni mit modernen Anbaukonzepten, die ihnen von Experten von „Brot für die Welt“ und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit vermittelt wurden.
Auf Sumatra kommt die Unterstützung von Mitarbeitern der Umweltstiftung Pan Eco sowie lokalen Agrarexperten. Sie beraten derzeit die Kleinbauern in zwei Dörfern, zu einem dritten Dorf bauen sie gerade den Kontakt auf.
Kleinbauern unterstützen, Tiere schützen
Das Projekt bietet den Kaffeeanbauern viele Vorteile: Sie werden nicht nur beraten, sondern bekommen auch 50 Cent pro Kilo Kaffee über dem Weltmarktpreis, wenn sie sich durch das indonesische Zertifizierungsinstitut kontrollieren lassen. Handelspartner für die Bauern ist die 2012 gegründete Orang-Utan Regenwald GmbH.
Ziel des Projekts ist es aber nicht nur, Kleinbauern zu unterstützen. Die kleinen Kaffeeplantagen sollen als ökologische Puffer vor den letzten Bergwaldregionen etabliert werden, in die sonst die großen Palmölplantagen vordringen. Denn dort leben die letzten Orang Utans.
Das Projekt startete 2012, 2013 wurde der erste „Orang Utan Coffee“ vorgestellt und 2014 kamen die ersten drei Container mit Rohkaffee im Hamburger Hafen bei Drews an. Der liefert die Bohnen an derzeit knapp dreißig Röster in Deutschland, Österreich und England.
Erst im April waren Drews und Welz mit Röstern, Barista und interessierten Naturschützern vor Ort im Gayo-Hochland von Zentral-Aceh. Dort befindet sich auf 900 bis 2.400 Meter Höhe das größte Arabica-Anbaugebiet Südostasiens.
An steilen Kraterhängen, im Nebel- und dem angrenzenden tropischen Regenwald reifen die Bohnen, und die Bauern haben sich sowohl zum Schutz des Regenwalds verpflichtet als auch zum Schutz der Orang-Utans. Weil deren Lebensraum kleiner wird, werden die Mütter auf Nahrungssuche immer öfter auch in Siedlungen oder auf den Palmölplantagen gesehen. Dort droht ihnen der Tod. „Sie werden häufig mit bis zu fünfzig Schüssen aus Luftgewehren erlegt – das ist eine brutale Quälerei“, sagt Drews.
Dreißig bis vierzig verwaiste Orang-Utan-Babys werden im Jahr von Bauern in der Quarantänestation des Sumatra Orang Utan Conversation Project (SOCP) abgegeben, das sich um die Aufzucht und anschließende Auswilderung der Menschenaffen kümmert. Das SOCP erhält ebenfalls 50 Euro-Cent pro Kilogramm des verkauften Orang-Utan-Kaffees und soll so seine Arbeit langfristig sichern und ausbauen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung
BSW in Thüringen
Position zu Krieg und Frieden schärfen