: Für Winterkorn wird die Luft dünn
Verantwortung Der VW-Aufsichtsrat berät angesichts des Wertverfalls des Konzerns über die Zukunft des Vorstandschefs
Beherrschendes Thema der Gespräche des Aufsichtsratsvorsitzenden Berthold Huber mit Großaktionär Wolfgang Porsche, Niedersachsens SPD-Ministerpräsident Stephan Weil, Betriebsratschef Bernd Osterloh und dessen Vize Stephan Wolf war die berufliche Zukunft Winterkorns. Ergebnisse der Sitzung drangen zunächst nicht nach außen.
Der Technikfreak an der Konzernspitze gilt als mitverantwortlich für die Milliardenverluste, die Volkswagen seit Wochenbeginn an den Börsen hinnehmen musste: Der Aktienkurs ist um mehr als 30 Prozent abgestürzt, sackte zeitweise auf unter 100 Euro, bevor Schnäppchenjäger stabilisierend zugriffen. Trotzdem ist VW etwa 23 Milliarden Euro weniger wert als am Montagmorgen.
Zumindest eine Gnadenfrist verschaffen könnte Winterkorn deshalb einzig seine Verbundenheit zu vielen der Chefkontrolleure: Erst im April hatten Porsche, Weil und Osterloh den VW-Chef vor dem damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch gerettet – auf Piëchs Posten sitzt jetzt mit Huber der einstige Boss der Gewerkschaft IG Metall.
Regierungschef Weil hatte eine VW-Gewinnwarnung in Höhe von 6,5 Milliarden Euro trotzdem schon am Dienstag als „außerordentlich unangenehm“ und „besorgniserregend“ bezeichnet – schließlich hält Niedersachsen mehr als 20 Prozent der Anteile an Volkswagen. Sein Finanzminister Peter-Jürgen Schneider (SPD) gab für den aktuellen Landeshaushalt Entwarnung: Der Buchwert der landeseigenen VW-Aktien sei gering angesetzt; Korrekturen deshalb nicht notwendig. Allerdings gerät Volkswagen auch immer mehr ins Visier der Justiz. Mehrere US-Staaten formten ein Bündnis für Ermittlungen gegen den Konzern; in Deutschland kündigte die Staatsanwaltschaft Braunschweig Vorermittlungen an. In Niedersachsen wird deshalb bereits über mögliche Nachfolger Winterkorns spekuliert: Als Favorit gilt der amtierende Porsche-Chef Matthias Müller. ANDREAS WYPUTTA
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