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Eine, die mal Nachwuchsstar war

Sie wird jetzt weder Generalsekretärin noch Vizechefin: die 35-jährige Andrea Nahles

BERLIN taz ■ Und was kommt jetzt? Was macht eine 35-Jährige, die als Nachwuchsstar der Sozialdemokratie für nahezu jeden Posten gehandelt wurde, die am Montag unabsichtlich jedoch den Chef der Sozialdemokratie zu Fall gebracht hat, die am Mittwoch dafür bezahlt hat und erklärte, sie wolle nicht Vizechefin der Partei werden?

„Es wird kein ‚Auf der Mauer, auf der Lauer sitzt ’ne kleine Nahles‘ geben“, sagt Andrea Nahles. Sie bleibe jetzt erst einmal Abgeordnete. Nein, für den Vizevorsitz der Fraktion sehe sie keine Chance. Selbst ihr Sitz im Parteipräsidium, den sie seit Ende 2003 hat, könnte ihr auf dem Parteitag in zehn Tagen noch abgenommen werden.

Nun liegt zu Haus immer noch eine unfertige Doktorarbeit, und Germanistik ist ein schönes Fach. Aber Nahles will nicht resignativ klingen. „Ich bin mit mir im Reinen“, erklärt sie. Auch 2002, als sie ihr Bundestagsmandat verlor, sei schon einmal alles zu Ende gewesen und dann doch weitergegangen.

Nahles kann davon ausgehen, dass die Partei nicht lange auf sie verzichten wollen wird – aus denselben Gründen, aus denen sie am Montag die Unglückswahl zur Generalsekretärin gewonnen hat: Sie ist oft genug unbeherrscht und ausfällig, gerade wenn sie einen Fehler gemacht hat. An anderer Stelle gerät ihr Temperament auch mal zur Pose. Aber insgesamt ist sie eine mutigere und glaubwürdigere Demokratin als alle, die sie jetzt zum Sündenbock für Münteferings Rücktritt machen wollen. Und zwar unabhängig davon, dass sie als Linke im Gegensatz zu den flexiblen Vertretern der „Neuen Mitte“ auf sozialdemokratischen Werten besteht.

Der Parteitag in zehn Tagen jedoch wird noch mitten im Münte-Verlusttrauma stecken, würde im Falle einer Kandidatur ums Vizeamt Demutsgesten verlangen. Die will Nahles nicht liefern: Sie habe Verantwortung übernommen. Dies habe jedoch mit Schuld nichts zu tun. „Ich kann und werde mich nicht für eine demokratische Entscheidung entschuldigen“, sagt sie.

Vielleicht hätten sie und ihre Unterstützer überlegen müssen, was im Falle eines haushohen Siegs gegen Münteferings Kandidaten Kajo Wasserhövel tatsächlich passiert. Aber dass Müntefering dann zurückträte, habe keiner vorhersehen können, sagt Nahles. Niemand sei alarmiert gewesen, als Müntefering kurz vor der Abstimmung erwähnt habe, ihm sei die Personalie „sehr wichtig“ – auch die nicht, die im Nachhinein alles gewusst haben wollen.

Wer ihr jetzt Legendenbildung vorwirft, dem hält Nahles dies ebenso vor. „Da gibt es jetzt eben zwei Wahrheiten, die nebeneinander stehen und nicht mehr zu versöhnen sind“, sagt sie. Gegen Müntefering, sagt Nahles, hegt sie keinen Ärger oder Groll. „Es ist eben ganz traurig alles.“ ULRIKE WINKELMANN

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