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„Sichtbarkeit erhöhen“

Workshop Auf Kampnagel lernen Frauen, wie sie Profi-DJs und Party-Organisatorinnen werden

Sennur Cagla
Lena Kollender

27, ist künstlerische Mitarbeiterin auf Kampnagel und für die Dramaturgie zuständig. Sie achtet auf die Frauenquote.

taz: Frau Kollender, wie viele Frauen kennen Sie, die in der Hamburger Musikszene aktiv sind?

Lena Kollender: Ungefähr zehn, die aktiv sind.

Das ist ja überschaubar ...

Es ist auf jeden Fall auffällig, dass es weniger Frauen gibt, die es sich zutrauen professionell Musik zu machen. Es gibt viele, die Lust haben Clubkultur mitzugestalten und aufzulegen, aber wenige, die den Schritt gehen und Bookerin oder DJ werden. Das ist bei den Männern anders.

Liegt das Problem bei den Frauen?

Ich glaube nicht. Uns ist aufgefallen, dass es bei den Frauen eine Einstiegshürde gibt und sie häufig Hemmungen haben. Oft kommt der Vorwurf, dass eine DJ nur erfolgreich ist, weil sie gut aussehe oder weil sie männlicher als andere Kolleginnen sei. Frauen werden viel stärker bewertet. Ich glaube, dass sie das einerseits übernehmen, ihnen aber auch immer wieder von der Umwelt entgegengebracht wird.

Was ist dann der Grund?

Von den Clubbetreibern kommt immer wieder das Argument, dass sie auf wirtschaftliche Belange achten müssen, um den Club voll zu bekommen und dass es wenige bekannte Frauen in der Szene gebe. Das ist ein Teufelskreis. Wenn Frauen selbst keine Vorbilder haben, die auflegen und im Clubleben präsent sind, kommen sie seltener auf die Idee, dass sie das ja auch machen könnten.

Was muss sich an den Strukturen ändern?

Man muss sich Quoten setzen. Wenn man ein Konzertprogramm gestaltet, muss man aktiv darauf achten, wie viele Frauen und wie viele Männer man bucht. Zumindest bis es irgendwann ein ausgeglichenes Verhältnis gibt. Das ist nicht immer einfach, weil man Zeitdruck hat. Wenn ein Act kurzfristig abspringt, muss man kurz vor Programmschluss noch jemand anderen finden. Man merkt selbst, dass man den Strukturen unterliegt und nur das sieht, was eh schon präsent ist.

Wie können Frauen es schaffen, diese Strukturen zu überwinden?

Frauen müssen ein größeres Selbstvertrauen entwickeln und sich vernetzen. Frauennetzwerke bieten wichtige Foren, um die Sichtbarkeit von Frauen in der Clublandschaft zu erhöhen. Sie müssen Räume schaffen, in denen sie sich ausprobieren und ihre Hemmschwellen überwinden können.

Interview: Larissa Robitzsch

Workshop Grrrlz_Lab: 10 Uhr; Grrrlz_Talk: Do, 19 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20

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