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Susanne Knaul über den Brandanschlag im WestjordanlandTerror ist Terror

Viel zu lange ließ man den jüdischen Fanatikern in Israel freie Hand

Israels politische Führung ist schockiert über den Brandanschlag auf die palästinensische Familie Da­wab­scheh und den Tod des gerade erst 18 Monate alten Ali im Westjordanland. Unisono distanzieren sich die führenden Köpfe aller Parteien von dem „abscheulichen Verbrechen“ vom Freitag. Eine so deutliche Verurteilung wünscht man sich bisweilen auch von palästinensischer Seite nach Gewaltakten auf Unschuldige.

Will man den israelischen Verlautbarungen trauen, setzt bei der politischen Führung und im Sicherheitsapparat ein Umdenken ein. Terror ist Terror. Langsam scheint auch in Jerusalem anzukommen, dass es keinen Platz gibt für zweierlei Maß.

Viel zu lange ließ man den israelischen Fanatikern, die im Westjordanland ihr gefährliches Unwesen treiben, freie Hand. Sechsmal schon gingen bei Brandanschlägen in den vergangenen drei Jahren Moscheen und palästinensische Wohnhäuser in Flammen auf. Nicht ein einziger dieser Fälle wurde wirklich aufgeklärt. Dabei sind die führenden Köpfe der Gruppe „Preisschild“ längst bekannt, die palästinensischen Zivilisten immer dann ihre grausame „Quittung“ präsentiert, wenn die eigene Regierung für Siedler unbequeme Entscheidungen trifft. Unter den jüdischen Extremisten kursieren schriftliche Anleitungen zur Brandstiftung, in denen offen davon die Rede ist, dass „Sachschaden manchmal einfach nicht reicht“.

Wenn Israels Führung der Rechtsstaat am Herzen liegt, muss sie konsequent umsetzen, was sie in diesen Tagen verspricht. Die Täter hinter Gitter zu bringen, wäre ein Anfang, wenn auch zu wenig, solange Mitwisser und jene, die zur Gewalt aufrufen, ungeschoren davonkommen. Wie kaum ein anderes Land weiß Israel mit Terror umzugehen. Nun gilt es, diese Erfahrung auch im Kampf gegen die Gefahr aus den eigenen Reihen zu nutzen, auch wenn Jerusalems Umdenken für den kleinen Ali und seine Familie zu spät kommt.

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