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„Nein zur Zwangspolitik“

DISKUSSION Blockupy möchte größere Solidarität mit den Griechen erzeugen – durch Aufklärung

Foto: dpa
Jan Rosteck

27, ist Student und aktives Mitglied der Interventionistischen Linken in Hamburg. Er heißt eigentlich anders

taz: Herr Rosteck, welche Eindrücke hat „Blockupy Goes Athens“ aus Griechenland mit nach Hause gebracht?

Jan Rosteck:Es ist sehr viel passiert. Politik findet endlich nicht mehr im Hinterzimmer statt, sie wird direkt auf der Straße ausgetragen. Es gibt eine Politisierung ganzer Generationen – inklusive neuer Formen der Selbstorganisation und alternativer Basisansätze. Natürlich steht über allem immer noch die Frage: Was passiert mit Griechenland, nachdem die Politik der Troika den Staat gebeutelt hat, was für Perspektiven bestehen?

Welche Lösungsansätze gibt es, um die Wirtschaft Griechenlands durch eine weniger harte Politik wieder gesund werden zu lassen?

Wichtig ist, dass nicht von außen ständig Ratschläge gegeben werden, wie man es denn besser macht. Deswegen haben wir uns nach Athen begeben, um Erkenntnisse mitzunehmen, die uns helfen, eine andere Politik zu fahren. Deutschland hat sich als der Vorreiter einer gnadenlosen Machtpolitik herauskristallisiert. Zusammen mit der Eurogruppe ergibt sich seit Wochen das Bild von einem Europa, in dem Zwangspolitik vorherrschend als Heilmittel eingesetzt wird. Wir stellen uns einfach ein anderes, solidarisches Europa vor.

Apropos Solidarität – warum haben die Deutschen so wenig Mitgefühl gegenüber den Griechen?

Das liegt ganz klar an der Darstellung der Medien. Es gibt den neoliberalen Ansatz des Sparens und der scheint in den Medien das einzig richtige Prinzip in der Krise zu sein. Das Festhalten an einem solchen Austeritätssystem muss jedoch durchbrochen werden, es muss aufgeklärt werden. Genau das ist unser Anliegen – wir wollen zeigen, dass die Situation nicht alternativlos ist und dass nur in einem geeinten, solidarischen Europa eine Lösung gefunden werden kann.

An wen richtet sich die heutige Veranstaltung?

Eingeladen sind alle, die sich austauschen wollen. Unser Ziel ist es, einen Diskurs schaffen, der im Idealfall neue Lösungsansätze und Perspektiven hervorbringt. Es geht nicht nur um den Austausch unter linken Gruppen, wir wollen auch Gespräche darüber hinaus. Deswegen kann und soll jeder teilnehmen, der zusammen mit uns Ansätze entwickeln möchte, wie mit dieser Situation umzugehen ist, damit wir wieder zu neuem Aufbruch kommen.

Interview: Nils Reucker

Eurokrise und Griechenland: 19.30 Uhr, Gezi Park Fiction, St. Pauli Fischmarkt 27

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