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Die WahrheitVerloren auf dem Tollwood

Kolumne
von Michael Sailer

Schwabinger Krawall: Lange haben sich der Jackie und der Hubsi nicht mehr getroffen, doch alle Wege des Herrn führen in den Olympiapark.

N achdem der Jackie den Hubsi drei Wochen lang weder beim Renato noch in der Sieben oder sonst wo getroffen und auch am Handy nicht erreicht hat und die Violetta ihm lediglich erklären wollte, für sie sei „der Kerl gestorben“, ist ihm eingefallen, dass er es ja mal auf dem Tollwood im Olympiapark probieren könnte. Also hat er sich aufs Radl gesetzt, hat sich in die Menschenmassen eingereiht, die zwischen den Buden hindurchgeschwappt sind, ist in diverse Weizenfladen getreten und in einen Kleiderständer gekippt, hat danach penetrant nach Moschus gerochen, was ihn unangenehm an die alte WG von der Jacqueline erinnert hat, und ist schließlich erschöpft am Andechser Zelt angelangt, wo er sich um eine Maß Bier angestellt und nach einer Stunde Warten diese auf ex ausgetrunken und die nächste bestellt hat.

Wie er sich die vierte Maß gekauft hat, ist ihm aufgefallen, dass ihn die Schankkellnerin nett anlächelt, und da hat er gesagt, dass sie ein ziemlich gutes Fahrgestell hat und ob sie nicht eine halbe Stunde Pause machen mag, und erfahren, dass sie keine Pause, aber um zehn aus habe und dann gern noch mit ihm ratschen täte. Also hat sich der Jackie, um fit zu bleiben, an einem Mexikostand einen Weizenfladen mit Pampe gekauft und dann an einem Indonesienstand einen Weizenfladen und an einem afrikanischen Stand einen dritten Weizenfladen, und dann hat er einen solchen Durst gekriegt, dass er sich, weil er das Andechser Zelt in dem Gewühl nicht mehr gefunden hat, an einem brasilianischen Weizenfladenstand drei Caipis gekauft und auf ex ausgetrunken und dann bemerkt, dass die Schankkellnerin da zwar auch nett gelächelt hat, er aber dringend aufs Klo muss.

Wie er endlich ein Gebüsch gefunden hat, ist da schon jemand dringelegen, der gebrüllt hat, er wolle seine Ruhe, und da hat der Jackie den Hubsi erkannt, und da haben sich beide so gefreut, dass sie das inzwischen beleuchtete Andechser Zelt doch noch gefunden und sich zwei Maß gekauft haben. Der Hubsi hat erzählt, dass er vorletzten Montag eigentlich nur eine Maß trinken hat wollen, dann aber wegen der netten Schankkellnerin am Andechser Zelt länger geblieben ist und am Ende den Ausgang nicht mehr gefunden hat, weshalb er seit drei Wochen hier herumirre und sich von Weizenfladen mit Pampe ernähre, die dermaßen salzig seien, dass er eine Maß nach der anderen trinken müsse und deswegen den Ausgang erst recht nicht mehr finde und, weil es hier kein Netz gebe, auch niemanden zu Hilfe habe rufen können, außer einmal um drei Uhr früh die Violetta, die aber komisch gewesen sei, vielleicht weil in dem Moment die Schankkellnerin gesagt hat, dass er das, was er da mache, genau richtig mache.

Der Jackie hat sich umgeschaut und nur noch Lichter und Dunkel gesehen. Dann hat er zwei Maß geholt und die Schankkellnerin gefragt, was das gewesen sei, was der Hubsi da angeblich so richtig gemacht habe, und die hat bloß gesagt, einen Hubsi kenne sie zwar, aber für sie sei „der Kerl gestorben“.

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