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FRANK ROST, TORWARTDer Lautsprecher-Typ

Frank Rost, 36

Sohn zweier Handball-Olympiasieger aus Chemnitz; erzielte für Werder das zweite Bundesliga-Feldtor eines Torwarts. Foto: dpa

Frank Rost ist ein Typ, der gern seine Meinung sagt. Laut. Deutlich. Und manchmal öffentlich. Seine Teamkollegen können ein Lied davon singen. Wenn der Schlussmann des Hamburger SV wieder mal für seine saumseligen Abwehrleute Kopf und Kragen riskieren musste, drehen die sich verwundert zu ihm um, wenn der Anschiss ausbleibt. Vor Gegenspielern baut er schon mal seine ganzen 1,94 Meter auf, um seine Sicht der Dinge zu verdeutlichen. Sein Arbeitgeber ist nicht immer amüsiert, wenn Rost artikuliert, was er für dessen Wohl hält: In seiner ersten Profi-Station in Bremen motzte Rost einst, Werder brauche eine „Runderneuerung“. Sportdirektor Klaus Allofs konterte angesäuert: „Frank Rost trifft nicht immer den richtigen Ton.“

Rost ist seitdem gereift. Beim HSV gilt er als Führungsspieler, als heimlicher Kapitän. Und gerade deshalb nimmt er sich das Recht heraus, mitzureden. Im Sommer schoss Rost per Interview gegen den Vorstandskandidaten für das Amt des Sportdirektors, Roman Grill: Dieser sei als Berater des Teamkollegen Piotr Trochowski für den Posten ungeeignet. Rost wurde vom Vorstand einbestellt, erhielt aber keine Sanktion – und Grill wurde nicht Sportchef. Dennoch schien Rosts Stern beim HSV zu sinken, zumal er am Saisonstart die eine oder andere Unsicherheit zeigte.

Doch nun hat sich Trainer Bruno Labbadia entschieden: Rost, seit Wochen ein starker Rückhalt seiner schwächelnden Mannschaft, soll noch ein Jahr dranhängen, bis Sommer 2011. „Absprachen müssen immer eingehalten werden“, sagte Labbadia an die Adresse seines Keepers, „aber wir brauchen Typen, wir wollen Typen in der Mannschaft.“ Einholen musste Rost sich diese Auskunft wiederum auf dem Umweg über die Öffentlichkeit: Seit acht Wochen habe niemand mit ihm über eine Vertragsverlängerung gesprochen, klagte er unlängst im Hamburger Abendblatt.

Rost ist einer, der gesehen werden will und gehört. Eigentlich, findet er, gehört er in die Nationalelf. Aber: „Ich bin seit Jahren in einer Schublade. Ich kenne die Gründe nicht, warum ich nicht dabei bin“, hat er gesagt. Das Leistungskriterium scheine „dabei weniger zu zählen“. JANK

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