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Der Mann mit der Peitsche

Er macht mal wieder von sich reden. Peter Nowack ist Ortsamtsleiter, eine Art Bezirksbürgermeister, für den Bremer Stadtteil Blumenthal. Der SPD-Mann ist gelernter Maschinenschlosser und 2014 will er feiern: Dann gehört Blumenthal seit 75 Jahren zu Bremen – geregelt durch die „Vierte Verordnung über den Neuaufbau des Reichs“, die Adolf Hitler im Jahre 1939 unterschrieb. Anlass für Nowack, mit seinem Beirat 250.000 Euro zu beantragen für Beachparty und Volksfest. Dieses soll auf der Bahrsplate steigen, einem ehemaligen KZ-Gelände, wo mindestens 134 Häftlinge starben.

Kein Anlass für eine Fete, sagt die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, kein guter Ort, sagen auch die Ortsverbände von SPD und CDU, die Bürgerschaftsfraktionen der Linken und Grünen, Bild und Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD). „Von ein paar Alt-Kommunisten unter dem Deckmäntelchen des Antifaschismus konstruiert“, nennt Nowack den Protest. Es werde schließlich „keine Verherrlichung etwaiger Nazi-Größen geben“.

Die Kritiker verdrehen, aus Nowacks Sicht, immer den Kontext. Etwa als er 2012 Sippenhaft für eine Roma-Familie fordert. Das Wort „Roma“ habe er nie erwähnt. Sehr wohl aber, dass die Eltern eines jugendlichen Straftäters noch vor dessen Verurteilung abgeschoben gehören.

Keine Ahnung hätten die Leute, wie’s in Blumenthal läuft, sagt er. Nowack selbst ist dort aufgewachsen, war nur kurz mal weg, als Mitglied des Gesamtbetriebsrats der Deutschen Bahn. 2010 übernahm er die Ortsamtsleitung. Der Stadtteil ist gebeutelt vom Arbeitsplatzverlust: Vulkan-Werft, Bremer Wollkämmerei. Bei Stadtteil-Problemen, findet Nowack, müsse es gesagt werden können: Von „Zuckerbrot und Peitsche“ sei das Zuckerbrot „leider alle“. JPB

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