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"Aktuell und brisant"

REDEN ÜBER RAP Hip-Hop-Academy lädt zu Vorträgen über Musik und Sozialkritik ein

Foto: Hip-Hop-Academy
Axel Zielke

40, ist bei der Hip-Hop Academy Hamburg zuständig für die Konzeption und die künstlerischen Inhalte.

taz: Herr Zielke, was bringt das Hip-Hop-Urgestein Chuck D von der legendären Band „Public Enemy“ heute nach Hamburg?

Axel Zielke: Wir als Hip-Hop-Academy haben schon viele Vorträge mit spannenden Gästen organisiert und uns bemüht, ihn und auch Bakari Kitwana auf Kampnagel zu holen. Sie sprechen hier über aktuelle und brisante Themen, die auch für uns in Hamburg interessant sind.

Über Polizeigewalt in den USA?

Richtig, darüber spricht Bakari Kitwana. Er ist selbst aktiv in Proteste involviert und zeigt auf, welche Gruppen es in der Szene gibt, die teilweise auch aus dem Hip-Hop kommen. Außerdem hat er das Buch „The Hip-Hop Generation“ geschrieben, dass sich mit dem Thema befasst.

Chuck D spricht über den Einfluss der Musikindustrie auf den Hip-Hop. Worin besteht der?

Mit dem Album „Niggaz4Life“ der Gruppe N.W.A, das 1992 erschien, begann sich der Hip-Hop von seinen sozialkritischen Wurzeln weg in eine realitätsferne, eintönige Richtung zu entwickeln. Die Industrie merkte, wie gut sich Texte mit überdrehter Gewalt, Drogen und Sex verkaufen, und begannen, den Hip-Hop in diese Richtung zu diktieren, der die Szene in Amerika heute bestimmt. Das kritisiert auch Chuck D, der mit Public Enemy den sozialkritischen Hip-Hop ab Ende der Achtziger geprägt hat.

Auch die deutsche Szene?

Auf jeden Fall. Man kann sagen, dass sie den Hip-Hop mit nach Deutschland gebracht haben. Hier ist er heute jedoch vielfältiger: nicht so sehr auf die Themen Gewalt, Drogen und Zuhälterei reduziert, sondern aus verschiedensten Richtungen inspiriert.

Haben wir hier also den besseren Hip-Hop?

Das würde ich nicht sagen. Der Mainstream ist hier zwar vielfältiger. Aber die Hip-Hop-Kultur an sich ist tief in afro-amerikanischen Traditionen verankert, die es bei uns nicht gibt. Wir können ihn deshalb nur bedingt nachahmen. Deutscher Rap wird erst dann wirklich interessant, wenn er den Stil in unsere Lebensrealitäten einbettet und sein eigenes Ding macht.

Wer hat das geschafft?

Den Fantastischen Vier hört man richtig an, dass sie die schwäbischen Jungs sind, mit ihrer ganz eigenen Art von Humor. Aber auch in Hamburg gab es immer sehr gute Künstler, die die Szene geprägt haben. Zum Beispiel Fünf Sterne Deluxe mit Samy Deluxe, die Absoluten Beginner mit Jan Delay oder auch Dendemann.

Interview: Kristof Botka

„Muse Sick N Hour Message“: 18 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20, Eintritt 6 Euro

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