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KommentarOlympia macht Politik

Klaus-Helge Donath
Kommentar von Klaus-Helge Donath

Die Entscheidung für Sotschi als Olympia-Standort sendet das falsche Signal an Russland: Ist alles nicht so schlimm, was Putin so treibt.

D ie russische Delegation war sich schon im Vorfeld der IOC-Entscheidung sicher: Der Sieg ist unser. Nur Sotschi gebühre der Zuschlag für die Winterspiele. Ein anderer Ausgang, und Moskau wäre beleidigt gewesen. Doppelten Standard und Feindseligkeit hätte es den Juroren sonst unterstellt. Vorwürfe, die unter Putin zum Standardrepertoire gehören, sobald Russland den Kürzeren zieht. Diesmal gibt es keinen Grund zur Klage.

Der Präsident und das Land genießen den Höhenrausch: Alle Welt schaut auf uns. Das ist Balsam für eine Nation, die, seit sie in die Weltgeschichte eintrat, sich periodisch wiederkehrend mit einem Minderwertigkeitskomplex martert. Jetzt schlägt das Pendel in die andere Richtung. Denn Sotschis Kür wertet die politische Klasse auch als eine Bestätigung des eigenen Kurses, der eher autoritär denn demokratisch ist. Dank der Vorlage des IOC sieht sich der Kreml rein gewaschen. Die Funktionäre hätten gut daran getan, auch mal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Stattdessen fielen sie auf "Potemkinsche" Fassaden herein.

Sotschi liegt im unruhigen russischen Nordkaukasus. Konflikte lauern in der kleinen Region en masse. Der Tschetschenienkrieg forderte hunderttausend Tote. Zurzeit herrscht Ruhe, kein Frieden. In Kabardino-Balkarien, in unmittelbarer Nachbarschaft des Austragungsortes, führt die Elite einen unerklärten Anti-Terror-Krieg gegen junge Muslime nur deswegen, weil sie Muslime sind. Dort gehören Ungeheuerlichkeiten zur Norm, die sich westlicher Vorstellungskraft entziehen. Nebenan im Kreis Krasnodar geht der Gouverneur von Putins Gnaden mit rassistischen Parolen auf Stimmenfang. Das kleine Volk der Mescheten zwang er ins amerikanische Asyl. Wie die russischen Eroberer vor 150 Jahren, die die angestammten Tscherkessen ins Osmanische Reich vertrieben. Das hat das Olympische Komitee nicht interessiert. Auch der Konflikt zwischen Abchasien und Georgien erhält neue Nahrung. Die separatistische Republik gerät mit den Spielen weiter in den russischen Einflussbereich. Der territoriale Streit ist damit entschieden, ganz ohne UN-Sicherheitsrat. Das IOC hat ganze Arbeit geleistet.

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Klaus-Helge Donath
Auslandskorrespondent Russland
Jahrgang 1956, Osteuroparedakteur taz, Korrespondent Moskau und GUS 1990, Studium FU Berlin und Essex/GB Politik, Philosophie, Politische Psychologie.
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1 Kommentar

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  • W
    Wortschlachter

    Ich höre sie schon wieder und mein Frühstücksbrötchen rutscht von Magensäure getragen nach oben: Ach wie völkerbindens und friedensstiftend so oplympische Spiele sind und dass im Glanz des Fackellichts die gegnerischen Parteien versöhnt werden, ein Zeichen an die Welt blablabla. Die Realität istso wie kommentiert und noch schlimmer. Es stinkt nach der Krone der Korruption: Die Altherren-Dikatorenriege aus Olmpischem und Politischem Komitee hat endlich zusammen gefunden. Es ist widerlich