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NDR-IntendanzÜberraschend deutlich

Lutz Marmor wurde, wie erwartet, zum NDR-Intendanten gewählt - und kündigt eine Programmverjüngung an.

Das Hick-Hack ist vorbei - Lutz Marmor da Bild: wdr/ap

Helmut Reitze, der Intendant des Hessischen Rundfunks, ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut, TV-Produzent Hubertus Meyer-Burckhardt, NDR-Fernsehchef Volker Herres - die Liste derer, die als Nachfolger von NDR-Intendant Jobst Plog genannt und damit verbrannt worden waren, ist lang. Viele Monate dauerte das Hickhack in den NDR-Gremien und den Staatskanzleien der vier NDR-Länder Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern, bei dem es darum ging, sich auf den neuen Herrn über den NDR zu einigen, einen Großtanker der ARD, der im Jahr mit gut 3.500 Mitarbeitern etwa 1 Milliarde Euro umsetzt.

Große Erleichterung deswegen am Freitagnachmittag in Hamburg, als sich der NDR-Verwaltungsrat nach einer Vorstellungsrunde - erwartungsgemäß, mit 51 von 53 Stimmen jedoch überraschend deutlich - für den Kompromisskandidaten Lutz Marmor entschied. Bei zwei ungültigen Stimmzetteln war das mehr als ausreichend für die im Staatsvertrag geforderte Zweidrittelmehrheit.

Marmor, 1954 in Köln geboren, Betriebswirt und derzeit Verwaltungschef und Vize-Intendant beim WDR, war von 1995 bis vergangenes Jahr beim NDR bereits Verwaltungsdirektor und Geschäftsführer der Werbetochter NDR Media. Dass er ein Mann der Zahlen, weniger der Programme ist, zeigte Marmor bereits mit seinen ersten Äußerungen: "Mehr denn je" müsse der NDR in seinen Aktivitäten "die Gebührenzahler im Blick haben", sagte er zum Spiegel. Deshalb müsse der Sender "den Kontakt zu den jungen Leuten wieder stärker bekommen".

Der Mann, der dafür programmlich sorgen soll, ist der im Paket vom Rundfunkrat mitgewählte neue Vize-Intendant Arno Beyer (52), der Joachim Lampe ablöst. Während Marmor politisch keinem Lager zuzuordnen ist, aber als Kandidat der Gremien-Linken gilt, ist der Hörfunkjournalist und promovierte Germanist Beyer zwar stramm konservativ, aber unbestechlich.

Dass Beyer auch Landesfunkhausdirektor in Hannover bleiben soll, sehen in Niedersachsen nicht wenige als Ausgleich dafür, dass das von Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) favorisierte Intendantenpaket Herres/Beyer nicht zustande kam. Jobst Plog, der im Januar nach dann 17 Jahren Amtszeit in den Ruhestand geht, hatte Wulff attackiert, weil der seine Kandidaten durchzusetzen versuchte. Nun ist der Nochintendant vorerst zufrieden. Aber es ist nicht klar, wie lange Beyer beide Ämter gleichzeitig ausüben kann.

Kritik am Intendantengerangel kommt indes von Peter Schiwy: "Es ist fragwürdig, ob im NDR-Rundfunkrat der niedersächsische Landesfrauenrat oder der schleswig-holsteinische Mieterbund vertreten sein müssen", sagte Schiwy, von 1987 bis 1991 Plogs Vorgänger, zur taz. In der Wahl habe sich die Krise der Gremien gezeigt. Den Rundfunkmanager Marmor, der als zu "graumäusig" kritisiert wird, nimmt Schiwy in Schutz: "Auch unter meinen Vorgängern waren Männer aus der Verwaltung", sagt er. "Und: Auch sie haben dem NDR zu bundesweiter Strahlkraft verholfen."

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