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Nachrichtenagentur-NeugründungFreiheit als Vision

Ein Dortmunder Journalistikprofessor und Kollegen arbeiten im Nordirak am Aufbau der ersten unabhängigen kurdischen Nachrichtenagentur mit.

Schwerpunktgebiet der Berichterstattung der neuen Agentur: der Nordirak (hier mit US-Hubschraubern). Bild: dpa

Die Berichterstattung, sagt Ulrich Pätzold, dürfe nicht die öffentliche Ordnung stören. Und nicht gegen Traditionen verstoßen. So ist das im Irak, der, auch was die Unabhängigkeit der Presse angeht, noch unter dem Eindruck der Herrschaft Saddam Husseins steht.

Aber nun ist im Land ein Reformprozess angestoßen worden. Und Ulrich Pätzold wirkt daran mit. Pätzold ist Direktor des Instituts für Journalistik der Universität Dortmund, und gemeinsam mit Kollegen, darunter Horst Röper und Jürgen Hoppe, beobachtet er seit vier Jahren die Medien im Nordirak. Sie gründeten die Projektgruppe Pressefreiheit Nordirak Kurdistan, die nun regelmäßig in die Region reist, um die erste unabhängige kurdische Nachrichtenagentur aufzubauen - die Agentur Kurdistan - und den Aufbau eines demokratischen Mediensystems voranzutreiben.

Die Agentur soll die Bevölkerung im Nordirak über Ereignisse in der Region und im Ausland informieren und umgekehrt auch Neuigkeiten unzensiert ins Ausland liefern. Das wäre neu. Denn die westliche Vorstellung von unabhängiger Presse sei noch fremd, sagt Pätzold.

Der Verkauf von Zeitungen ist unterentwickelt, Radio und Fernsehen werden von den Parteien gelenkt. Eine genaue Übersicht über die im Irak verbreiteten Medien hat niemand. Es gibt keine Gesetze, die die Veröffentlichung von Zeitungen und die Ausstrahlung von Radio- oder Fernsehprogrammen regeln.

Die Pressefreiheit sei vor allem durch die Grundsätze eingeschränkt, nicht gegen Traditionen zu verstoßen und nicht die öffentliche Ordnung zu stören. Doch ein neues Mediengesetz wird nun zumindest ausgehandelt; derzeit gilt noch das alte Gesetz Saddam Husseins. "Deswegen brauchen wir mehr Menschen, die Mut haben, unabhängig zu sein und zu handeln", sagt Pätzold. "Denn bisher herrscht noch die Mentalität von polizeistaatlichen Strukturen."

Das Pressefreiheitsprojekt von Pätzold und Kollegen wird von der Regionalregierung unterstützt. Eigentümer und Finanzier der im Aufbau befindlichen Agentur ist der Medienunternehmer Badran Habeeb. Die Agentur soll später genossenschaftlich organisiert werden.

Ein Gebäude für die Agentur gibt es bereits: in Erbil, der Hauptstadt des Nordirak - mit neuester Technik eingerichtet. Nur die Redakteure fehlen, 30 sollen es werden. Sie werden derzeit an der Universität in Suleimania noch zu Agenturjournalisten ausgebildet.

Die geplante dreiköpfige Chefredaktion wird möglicherweise in Deutschland eine Schulung erhalten. Die Agentur soll mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) kooperieren und Nachrichten vom Kurdischen ins Englische übersetzen. Wann die Agentur ihre Arbeit aufnehmen wird, ist noch unklar. Vor allem in den vergangenen Wochen seien die Gespräche mit den nordirakischen Partnern schwierig geworden. Pätzold vermutet, der Grund sei das noch in diesem Jahr geplante Referendum Kirkuk, bei dem die Bevölkerung entscheiden soll, ob sie zum autonomen Kurdengebiet gehören will oder nicht.

Dennoch zeigt sich Pätzold zuversichtlich und rechnet wie geplant mit einem Arbeitsbeginn der Nachrichtenagentur im Frühjahr. "Die Einführung einer unabhängigen Presse", sagt Pätzold, "ist für die Menschen dort ein Lernprozess." Angestoßen zumindest ist er nun.

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