Online-Videos: Klagewelle gegen Google
Acht weitere Kläger schließen sich einer Sammelklage gegen Urheberrechtsverletzungen bei YouTube an.
"Broadcast Yourself!" - um dem Slogan des Onlineportals YouTube zu folgen, stellt man ein eigenes Video online und im günstigsten Fall wird man damit über Nacht weltweit bekannt. Auf ganz anderem Wege kommt ein bislang außerhalb Finnlands unbekannter Name dieser Tage im Zusammenhang mit YouTube plötzlich international ins Gespräch: Die Veikkausliiga schließt sich einer Sammelklage gegen YouTube-Eigner Google wegen Urheberrechtsverletzungen an. Der Verband der finnischen Fußballliga ist nur einer von acht weiteren Klägern, die die Initiatoren, die englische Fußball-Premier-League und den internationalen Musikverlag Bourne Co., unterstützen.
Interessant und für Google kritisch ist vor allem, dass unter den Neuklägern auch der Verband der nordamerikanischen Musikverlage (NMPA) ist. Als Google im Herbst vergangenen Jahres YouTube für 1,67 Milliarden Dollar erwarb, ging das Unternehmen mit den großen Plattenfirmen Universal, Warner Music Group, Sony BMG und EMI Lizenzverträge ein, die die vier Majorlabels an den Umsätzen beteiligen und Urheberrechtsansprüchen vorbeugen sollen. Oft halten die Plattenfirmen jedoch nur die Rechte an den Aufnahmen, die Verlage wiederum verwalten die Songtexte und die Kompositionen. Sollte bestätigt werden, dass YouTube die Rechte der Musikverlage verletzt, wären die Abkommen mit den Labels in vielen Fällen nicht ausreichend.
Angesichts der steigenden Zahl der Klagen - neben der Sammelklage Premier-League/Bourne läuft aktuell die Klage des MTV-Mutterkonzerns Viacom, der allein eine Milliarde Schadenersatz fordert - stellt Google den betroffenen Unternehmen in Aussicht, eine Art digitalen Fingerabdruck einzuführen, um betroffene Videos leicht zu identifizieren und zu entfernen. Google nimmt mit dieser Ankündigung offensichtlich Stellung zu Punkt 55 der Anklageschrift, wo es heißt, das Unternehmen verweigere den Inhabern der Urheberrechte die Anwendung solcher Filtersysteme bewusst.
Die New Yorker Kanzlei Proskauer Rose LLP, die die Sammelklage gegen Google vertritt, stuft diese Ankündigung als reine Hinhaltetaktik ein. Gegenüber dem Wall Street Journal erklärte Anwalt Louis M. Solomon: "Dieses Statement ist unglaubwürdig, es passt nicht zu Googles Geschäftsmodell." Die 39 Seiten umfassende Anklageschrift wirft Google unter anderem vor, es nehme die Verletzung von Urheberrechten bewusst in Kauf, da gerade darin ein großer Teil der Popularität von YouTube besteht. Die NMPA und die Veikkausliiga werden wohl nicht die letzten Verbände bleiben, die sich dagegen wehren, dass Google an ihren Urheberrechten verdient.
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