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die wahrheitMenschen, Türme, Sensationen: Katalonien

Wer kennt sie nicht, die weltberühmten katalanischen Menschentürme, die "Castells", die von "Castellers" errichtet werden und bis zu zehn Etagen hoch in den Himmel ragen.

Bis ins 18. Jahrhundert reicht diese Tradition zurück, aber heute ist weitgehend vergessen, warum die Katalanen diese Türme bauen und wie alles anfing.

Oben auf der Spitze des Turms steht immer ein Kind, und das hat auch seinen Grund. Denn der Katalane schickt seine Kinder am liebsten nach ganz oben, damit sie besonders tief fallen. Bauernschlau, wie der Katalane ist, weiß er, dass die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln ernten. Und so wird ein Kind, das von der Spitze eines "Castells" auf den Kopf fällt, später eine reiche Ernte einfahren. Kartoffeln aber braucht der Katalane mehr als alles andere auf der Welt, brennt er sich doch daraus seinen beliebten "Kata", was sich sowohl mit Katalonien als auch mit Katastrophe übersetzen lässt. Jedenfalls verursacht das Zeug einen höllischen Kater.

Den "Kata" trinkt der Katalane so lange, bis er sich wie ein Katalone fühlt, ein Zustand, der erstmals im Jahr 1789 urkundlich belegt wurde. Damals rumpelten die Kanonen der Revolution durch Europa, nur im verschlafenen Katalonien schlug man sich noch tagein, tagaus mit alten Fischgräten auf den Kopf, was bis heute die Lieblingsbeschäftigung des dörflichen Kataloniens geblieben ist. Reiseführer nennen das "Grätenfest von Tarragona" gern den Höhepunkt des katalanischen Spätsommers.

Doch zurück ins Jahr 1789, in dem nichts Besonderes in Katalonien geschah. Springen wir also gleich ins Jahr 1795, als erstmals ein portugiesischer Durchreisender Station in Barcelona machte, das damals noch das war, was es heute wieder ist: die brodelnde Metropole Kataloniens. Der erste Reisende seit 700 Jahren entzückte die Katalanen so sehr, dass sie ihm mitten in ihrer Stadt ein Denkmal setzten: das "Monumento Monumento".

Der ungewöhnliche Doppelname entstand aus zweierlei Gründen: Erstens konnten die Katalanen den Reisenden nicht verstehen, da sie sich ja untereinander kaum verständigen konnten und keine Handzeichen beherrschten. Außerdem entdeckte man Zeichnungen in seinem Gepäck, die Europas wunderschöne Landschaften, Städte und Flüsse zeigten. Man entschloss sich, einen Turm zu bauen, um über die Erdwälle, die Barcelona umschlossen, hinauszublicken in das ferne Land Europa.

Da die Katalanen aber noch nie ein höheres als ein einstöckiges Haus gebaut hatten, dauerte es noch 70 Jahre, bis sie auf die Idee kamen, einander auf die Schultern zu steigen und ein menschliches Baugerüst zu bilden, in dessen Mitte schließlich das "Monumento Monumento" erstellt wurde, das dann im Jahr 1912 endlich fertig wurde. Da hatte man den ersten Durchreisenden bereits wieder vergessen wie auch die Menschen, die mit ihren Körpern das Gerüst formten und längst verwittert waren.

Zur Erinnerung an den großen Moment ihrer Geschichte und wegen des "Kata" klettern Katalanen noch heute gern auf wildfremde Menschen. Touristen sollten sich also nicht wundern, wenn ihnen ein Katalane auf die Schultern steigt und den katalanischen Schlachtruf anstimmt: "Memento Monumento!"

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