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Gewalt in KolumbienBlutiger Wahlkampf

Vor den Kommunalwahlen in Kolumbien sind schon 29 Kandidaten ermordet worden. Auf dem Lande machen linke Guerilleros und rechte Paramilitärs die Wahlen zur Farce.

Soldaten patrouliieren in Bogotas Straßen vor den Wahlen im vorigen Jahr. Bild: ap

PORTO ALEGRE taz Samuel Moreno Rojas hat gute Chancen, am Sonntag seinen Parteifreund Lucho Garzón als Bürgermeister Bogotás abzulösen. Der 47-jährige Kandidat der Linkspartei Demokratischer Alternativer Pol führt die Umfragen für die Wahl in der kolumbianischen Hauptstadt an - und wird von seinen Gegnern prompt als Guerillasympathisant verleumdet. "Ein ekelhafter schmutziger Krieg", schimpft Parteivorsitzender Carlos Gaviria. Doch anders als in vielen ländlichen Regionen geht es in Bogotá vergleichsweise entspannt zu. Er habe keine Todesdrohungen erhalten, sagt Moreno. Bei seinen Wahlkampfauftritten wird er von 15 Leibwächtern begleitet, aber auf eine schusssichere Weste verzichtet er.

Zudem gehört er zu den 450 Kandidaten, die bis zu den Kommunal- und Regionalwahlen in Kolumbien auf Polizeischutz zählen können. 450 von insgesamt 86.500 - das ist jeder 192. Kandidat auf ein gewähltes Amt.

Mindestens 29 Kandidaten sind bislang ermordet worden. Am Dienstag traf es drei Politiker in den Kriegsprovinzen Caquetá und Tolima, wo die Farc-Guerilla besonders präsent ist. Für die Wahlbeobachter der Organisation Amerikanischer Staaten sind die Aufständischen der "Hauptfaktor, der mögliche Verzerrungen der Wahlen verursachen könnte".

In 576 der 1.098 Gemeinden sei das Wahlrecht nicht garantiert, stellt die NGO "Wahlbeobachtungsmission" fest. In Südkolumbien schüchterten vor allem die Farc WählerInnen und KandidatInnen ein, sagt der Aktivist Pedro Santana. "Dort ist daher mit einer Wahlenthaltung von 70 Prozent zu rechnen", so Santana, "in der Karibikregion und in Ostkolumbien üben die Paramilitärs den größten Druck aus."

Söhne und Töchter von durch Todesschwadrone ermordeten Kolumbianern veröffentlichten jetzt eine Liste mit Kandidaten, die mit den rechten Milizen zusammengearbeitet haben. Zu ihnen zählt Luis Pérez, der Favorit in Medellín. Der von Präsident Álvaro Uribe unterstützte Politiker überzieht kritische Journalisten gerne mit Gerichtsprozessen. "Er und seine Anwälte, die dunkle Brillen und Goldketten tragen, drohen mit Verfahren oder reichen Klage ein", berichtet der Autor Héctor Abad Faciolince.

Vorgestern wurde zudem bekannt, dass Hollman Morris, einer der profiliertesten unabhängigen Fernsehjournalisten des Landes, Kolumbien verlassen hat. Nach Todesdrohungen von Paramilitärs reiste Morris mit seiner Familie in die USA.

GERHARD DILGER

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