piwik no script img

Debatte VertriebenenzentrumZeichen des Kompromisses

Kommentar von Christian Semler

Über Erika Steinbachs Rolle im geplanten "Zentrum gegen Vertreibungen" gibt es Streit. Doch erst sollte die Koalition klären, wem sie die Verwirklichung des Projekts überträgt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • PB
    Peter Becker

    Sehr geehrte Damen und Herren,

     

    offensichtlich haben die Jungsozialisten in Deutschland die Botschaft der Ausstellung "Erzwungene Wege" nicht verstanden. Denn wer die vom BdV initiierte Ausstellung gesehen hat, kann nicht allen Ernstes behaupten, dass es sich um irgendeine Form von deutschem Revanchismus handelt. Vielmehr versucht die Ausstellung ohne Rücksicht auf die Herkunft der Verursacher dieser Kriegsverbrechen, möglichst viele verschiedene Vertreibungen im vergangenen Jahrhundert, möglichst objektiv darzustellen. Natürlich ist auch den deutschen Opfern dabei ein angemessener Raum zur Darstellung gegeben.

    Dabei geht es hauptsächlich darum, die Unmenschlichkeit von Vertreibungenen im Allgemeinen herauszustellen, um damit dazu beizutragen, solche Kriegsverbrechen in der Zukunft zu verhindern. Sicherlich können auch die vielen deutschen Opfer ein authentisches Zeugnis von den Greueln und der Ungerechtigkeit geben, und wieso sollten sie dies nicht tun dürfen? Wollen Sie etwa den authentischen deutschen Zeitzeugen den Mund verbieten? Ihnen ihr Recht auf freie Meinungsäußerung, einem grundsätzlichen Menschenrecht, nehmen?

    In Deutschland scheint es vielmehr so zu sein, daß insbesondere die politische Linke die deutschen Opfer von Vertreibungen in und nach dem zweiten Weltkrieg mundtot machen will. Dies trägt aber zu einem gerechten "Zeichen" nicht bei . Schließlich sind die Meisten von Ihnen auch unschuldige Opfer, wie generell alle anderen Vertreibungsopfer auch - unabhängig von Nationalitäten. Und das mögen Sie vielleicht als Ironie des Schicksals und der Geschichte der Deutschen sehen. Damit zeigen Sie aber auch, daß Sie weniger die Opfer im Allgemeinen beklagen, als vielmehr, daß Sie den Vorwurf, den Sie auf die deutschen Vertriebenen richten, selbst vollführen: in Ihrer verblendeten Art und Weise, die nur mit einem falschen und ignoranten historischen Gewissen zu erklären ist, unterstützen gerade Sie Revanchismus; denn wie Sie selbst feststellen, gibt es ob der deutschen (Kriegs)Verbrechen aus der Zeit zwischen 1938 und 1945 auch woanders noch immer revanchistische Gedanken und Menschen, die ob Ihrer eigenen Geschichte gerne das Licht auf andere projizieren.

    Aus einer neutestamentlich-christlichen Logik heraus ist aber jedwedes Rachegelüst abzulehnen, unabhängig davon, wer angefangen hat. Vielleicht sollten Sie Sich zunächst einmal darüber Gedanken machen, und sich dann mit Ihren sozialistischen Genossen in den osteuropäischen Ländern ehrlich auseinandersetzen, bevor Sie in Ihrem falschen Nationalismus(denn etwas anderes ist Ihre untertänige, mißverständliche Reue vortäuschende Anerkennung der Vorwürfe aus dem Ausland nicht - Sie wollen damit doch nur subtil die heutigen Deutschen in ein gutes Licht rücken) hier in Deutschland Gehör verschaffen.

     

    mit freundlichen Grüßen,

     

    Becker

    -------------------

    Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? Matthäus 7,3