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Entführungsopfer El MasriFeuer legen zum Selbstschutz

Khaled El Masri präsentiert sich im Brandstiftungsprozess als Angeklagter, der sich verfolgt glaubte und deshalb zum Angriff überging. Das Urteil wird Ende der Woche erwartet.

Bekommt am Freitag sein Urteil: Khaled El Masri Bild: ap

MEMMINGEN taz Die Sicherheitsmaßnahmen waren scharf rund ums Landgericht Memmingen, wer in den Gerichtssaal hineinwollte, musste eine Detektorschleuse der Polizei passieren. Khaled El Masri dagegen konnte den Weg zur Anklagebank ohne Fesseln nehmen. Khaled El Masri, bekannt als CIA-Entführungsopfer, muss sich wegen Brandstiftung und gefährlicher Körperverletzung vor Gericht verantworten. Vor dem Landgericht Memmingen legte der 43-Jährige gestern ein Geständnis ab zu den Vorwürfen der Brandstiftung, der schweren Körperverletzung und der Beleidigung. Er habe sich damit vor einem Übergriff der Geheimdienste schützen wollen, begründete er.

Der in Kuwait geborene Sohn libanesischer Eltern, der seit 1994 einen deutschen Pass besitzt, schilderte, wie er als eines von elf Kindern groß wurde, ohne Schulbildung, doch geschickt im Reparieren von Fahrzeugen. Er erzählte, wie er wegen seines politischen Engagements den Libanon verlassen musste, wie seine erste Ehe scheiterte; dass er mit seiner zweiten Frau in Deutschland mittlerweile sechs Kinder hat.

Er lebte von Hartz IV und Gelegenheitsjobs, als El Masri im Dezember 2003, auf dem Weg angeblich in einen Kurzurlaub, an der mazedonischen Grenze von Sicherheitskräften festgesetzt und kurz darauf an den CIA übergeben wurde. Alles habe sich geändert durch die Entführung und Einkerkerung in Afghanistan, erzählte El Masri: durch die Todesangst während dieses halben Jahres der Qual und der Befragungen. Hinzu kam die zunehmend bittere Erfahrung nach der Rückkehr nach Neu-Ulm im Mai 2004, dass zuerst kein Gericht sich mit dieser ungeheuerlichen Geschichte aus der Schattenwelt der Geheimdienste beschäftigen wollte.

Am 29. Januar dieses Jahres schlug Khaled El Masri einen Ausbilder der Kfz-Prüfungsfirma Dekra in Ulm krankenhausreif. Aus dem Angriff wurde eine juristische Strafsache. Zu diesem Zeitpunkt fühlte sich El Masri von Geheimdiensten verfolgt. Es habe rätselhafte "Zwischenfälle" gegeben, meinte er. Einmal sei er nachts mit seiner Familie auf der Autobahn unterwegs gewesen, als sein Auto von vier Limousinen eingekeilt worden sei, die dann wieder verschwanden.

Am 12. April wollte er einen defekten MP3-Player in den Metro-Markt im Neu-Ulmer Stadtteil Schwaighofen zurückbringen. Es kam zu einer Auseinandersetzung mit einer Verkäuferin. Wenige Tage später kam er zurück und spuckte der Frau ins Gesicht. Nun lief die zweite Anzeige gegen ihn.

Am 16. Mai besorgte El Masri drei gefüllte Benzinkanister und legte damit in den frühen Morgenstunden des 17. Mai an vier Stellen Feuer im Metro-Markt. Als Schutz, wie er sagt. Er habe geglaubt, "eine Falle" solle ihm neuerlich gestellt werden, von "CIA oder BND".

Ob er denn glaube, wurde El Masri vom Oberstaatsanwalt gefragt, ob es "einen konkreten Zusammenhang" zwischen dem gebe, was er dem Dekra-Fahrlehrer angetan habe, "und dem, was Ihnen in Afghanistan angetan wurde?". Der Gefragte überlegt. "Ich hatte viel Stress", antwortete er. Ein Urteil soll am Freitag fallen.

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