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Atomarer Terror lässt auf sich warten

Konventionelle Anschläge bleiben nach Einschätzung des Bundesnachrichtendienstes vorerst die größte Gefahr

BERLIN taz ■ Dramatische Klänge durchwummern den Raum. Auf der Leinwand starten Raketen, explodieren Atombomben und zucken gefährliche Viren. So begann gestern in Berlin das Symposium des Bundesnachrichtendienstes (BND) zum Thema „Proliferation“. Darunter versteht man neben verbotenen Waffenlieferungen vor allem die Weitergabe von Technik, Material und Know-how zur Fertigung von Massenvernichtungswaffen.

Hier sei die Bundesrepublik als Exportland für Maschinenbauerzeugnisse „attraktiv als Lieferant kritischer Produkte“, erklärte Gastgeber August Hanning, seit 1998 Präsident des deutschen Auslandsgeheimdienstes. Vielfach sei es dem BND und anderen Kontrollbehörden seit den 80er-Jahren allerdings gelungen, „Firmen für die Gefahr des Missbrauchs ihrer Produkte zu sensibilisieren und problematische Exporte zu verhindern“. Auch andere hochtechnisierte Länder überwachten die Weiterverbreitung von derart sensiblen Anlagen und Stoffen penibel.

Sieht man von Iran ab, geht die Gefahr daher nicht in erster Linie von staatlichen Bestrebungen aus, sich in den Besitz von atomarem Wissen zu versetzen. Größer sei das Risiko, dass internationale terroristische Organisationen bei ihren Anschlägen auch atomare, biologische oder Kampfmittel einsetzen. Nach den Anschlägen vom September 2001 in den USA hatte auch Al-Qaida-Chef Ussama Bin Laden öffentlich erklärt, dass er „nach dem Besitz von Massenvernichtungswaffen“ strebe.

Nach BND-Schätzungen wurden in Afghanistan rund 3.000 Kämpfer im Umgang mit chemischen und biologischen Kampfstoffen geschult. Bekannt sei auch, dass al-Qaida mehrfach versucht habe, über pakistanische Wissenschaftler an radioaktives Material zu kommen. Mit der Aufdeckung des so genannten Khan-Netzwerks im April 2003 sei klar geworden, dass das hierzu nötige Know-how „buchstäblich gekauft“ werden könne. Über echte Nuklearwaffen verfügten terroristische Organisationen allerdings noch nicht.

Mehr Sorgen machen den BND-Präsidenten daher Anschläge mit konventionellen Mitteln. Hier werde der jordanische Terrorchef Abu Mussab al-Sarkawi immer aktiver. In seinem Namen Anschläge zu begehen, werde bereits „zur Ehre“ für unabhängige Terrorzellen.

Brav erklärte der designierte Außenminister Frank-Walter Steinmeier, langjähriger Staatssekretär für Nachrichtendienste, angesichts dieser Szenarien und des „in der Geschichte einmaligen Zerstörungswillen und Zerstörungspotenzials“ solcher Gruppen werde er den BND als „zuverlässigen und leistungsfähigen Partner“ auch bei seiner künftigen Arbeit „in Anspruch nehmen“. OTTO DIEDERICHS

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