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die wahrheitSchwabinger Krawall: Künstler und Banausen

Wie der Jackie von der Violetta erfahren hat, dass sie neuerdings Künstlermodell sei und ob er überhaupt wisse, dass die Jacqueline ebenfalls seit Wochen ...

Wie der Jackie von der Violetta erfahren hat, dass sie neuerdings Künstlermodell sei und ob er überhaupt wisse, dass die Jacqueline ebenfalls seit Wochen jeden Donnerstag zu dem Maler Monterotti gehe, war er erst einmal ziemlich baff. Dann hat er die Jacqueline zur Rede gestellt und sich anhören müssen, er sei ein kompletter Banause, weil er den Monterotti nicht kennt, der sogar schon die Giulia Siegel und die eine Stoibertochter gemalt hat, die Dünne, allerdings ohne Gesicht. Und natürlich sei sie beim Gemaltwerden nackt, weil es ja nicht um ihre Klamotten gehe, die der Monterotti notfalls auch von einer H&M-Reklame abmalen könne.

Aha, hat der Jackie gesagt, und ein Künstler sei er übrigens auch, und so gut wie dieser Rontimonti schon lange. Noch am selben Nachmittag ist er in ein Farbengeschäft gegangen und furchtbar erschrocken, wie er gehört hat, was so ein Zeug kostet. Der Verkäufer hat gesagt, ob der Jackie nicht vielleicht lieber Food Art machen wolle, das komme ihn billiger. Also ist der Jackie zum Elisabethmarkt und hat daheim gleich ein Werk geschaffen. Hinterher war er so stolz, dass er ins Silver marschiert ist und, weil er ja jetzt Künstler war, einen Absinth bestellt hat, und zur Feier des Tages gleich noch drei. Dann hat er den dicken Kerl von dem Eventmagazin getroffen und ihm erzählt, dass er jetzt Künstler ist, und der dicke Kerl hat gesagt, das sei ja sagenhaft, da werde man gleich eine Vernissage auf die Beine stellen, und der Jackie solle ihm unbedingt mal eine Auswahl aus seinem Werk zeigen.

Als der dicke Kerl dem Jackie sein Mischtechnikdebüt "Ohne Titel" aus Sellerie, Fisch, Senf, Camembert und Kürbismarmelade gesehen hat, hat er gesagt, das sei schon ein ewigsgeiles Ensemble, das er da aufgeführt habe. Bloß sei der Markt für Food Art halt endsmäßig überlaufen und das Problem mit der Haltbarkeit auch noch nicht zukunftssicher gelöst, und ob der Jackie nicht lieber in Akt machen wolle wie dieser Monterotti, den er übrigens für vollkommen überschätzt halte und vermute, dass es ihm bloß um die Weiber gehe, die er jeden Donnerstag in seinem Atelier ...

Da ist es dem Jackie wie Schuppen von den Augen gefallen, und weil gerade Donnerstag war, hat er unterwegs beim Renato drei Cocktails gezischt und sich ein Stuhlbein ausgeliehen und ist dann losgestürmt in das Atelier. Dort hat sich jedoch herausgestellt, dass der Monterotti ein sehr distinguierter, aber jedenfalls klappriger Tattergreis ist, der gejault hat, wie er den Jackie und das Stuhlbein gesehen hat. Die Jacqueline, die in ein diffiziles Gewirr von Papier, Draht und Schnüren eingewickelt war, ist derweil aus dieser Anordnung vor Schreck herausgepurzelt und hat geplärrt, dass der Jackie ein Jahrhundertwerk verhindert habe, weil er ein Riesenhornochse und ein besoffener Depp sei, und dass er sich schleichen solle, am besten für immer.

Und wie der Jackie die Geschichte hinterher in der Sieben dem Hubsi erzählt hat, hat der gefragt, ob die Jacqueline da echt als Klorolle rumgestanden ist, und er hätte ja nie gedacht, dass die so blöd ist. Und der Jackie hat gedacht, dass der Hubsi von Kunst wahrscheinlich genausowenig eine Ahnung hat wie er selber und dass ihm das im Grunde scheißegal ist.

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