Westausdehnung der Linken: Ziel: Swimmingpool-Steuer
Die Linke hatte Probleme, geeignete Kandidaten für Niedersachsen zu finden. Für Stimmung sorgten bisher die bekannten Berliner Größen.
HANNOVER taz Gregor Gysi wird mal wieder deutlich: "Zum Kotzen" findet der Chef der linken Bundestagsfraktion die Landtagswahl in Niedersachsen. Zum Kotzen langweilig. Die Umfragen sehen CDU und FDP seit Monaten weit vor SPD und Grünen. Die Demoskopen zweifeln nur bei einer Partei: Schaffen es die Linken bei der Wahl in zwei Tagen, über die Fünfprozenthürde zu kommen?
Die letzten Umfragen sagen ja, doch SPD wie Grüne lehnen jede Zusammenarbeit mit den "Altkommunisten" ab - bislang. Was aber passiert, wenn es für Rot-Rot-Grün am Wahlabend wider Erwarten doch reicht? "Ich sag Ihnen", ruft Gysi an diesem Mittwochabend den 850 Zuschauern auf dem Faust-Gelände in Hannover zu, "wenn wir reinkommen, dann ist da Leben!"
Davon ist auszugehen, denn die Linken sind eine bunte Truppe. Spitzenkandidatin ist die IT-Spezialistin Tina Flauger aus Wildeshausen. Bislang arbeitet die 41-Jährige im Büro des Bundestagsabgeordneten Axel Troost. Im Landtag will sie für gebührenfreie Bildung, Mindestlöhne und einen Privatisierungsstopp streiten.
Intellektueller Kopf der Linkenfraktion könnte Manfred Sohn werden, der es auch schon in FDP, SPD, Spartakusbund und 20 Jahre in der DKP versucht hat. "Ich will die Reichen schröpfen", erklärt der 52-jährige Personalrat eines Versicherungskonzerns aus Peine. Im Parlament wird er sich außerdem für eine Filialsteuer stark machen, die Einzelhandelsketten zugunsten kleinerer Läden zahlen sollen. Gerne hätte er auch eine Swimmingpoolsteuer, aber so weit ist selbst das Programm der Linken noch nicht.
Im Wahlkampf fiel die Partei bislang vor allem mit vielen Plakaten und Auftritten ihrer Berliner Größen Gysi und Oskar Lafontaine auf. Landesparteichef Diether Dehm hatte vergeblich nach Prominenten gesucht, die sich auf der Niedersachsen-Liste aufstellen lassen wollten - zu unsicher erschienen lange die Erfolgschancen. Auch Barde und Musikmanager Dehm zog sein Bundestagsmandat in Berlin der Hoffnung auf einen Platz im Landtag an der Leine vor. Dafür hat er die Fusion von Linkspartei und WASG im zweitgrößten Flächenland bislang weitgehend geräuschlos über die Bühne gebracht. 2.700 Mitglieder zählt die Landespartei heute, Tendenz steigend. KAI SCHÖNEBERG
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