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Leverkusen gegen HamburgGanz wunderbar

Ein Spitzenspiel, das diesen Titel verdient, endet 1:1. Danach waren die Trainer in bester Laune. Allein mit dem Ergebnis sind beide Teams unzufrieden.

Diese Bundesligapartie war tatsächlich mal was zum Niederknien Bild: dpa

LEVERKUSEN taz Huub Stevens ist ein emotionaler Mensch, und solche Leute geraten leicht in die Situation eines inneren Konfliktes. Die Ratio des HSV-Trainers sagte nach dem höchst unterhaltsamen 1:1 (0:1) bei Bayer Leverkusen, "heute profitieren hier nur die anderen, das ist sehr ärgerlich". Beide Teams hatten die Chance verpasst, Werder Bremen auf Platz zwei in der Tabelle zu bedrängen, auch die Schalker auf Platz fünf dürften sich nach der Punkteteilung von Leverkusen die Hände reiben. Es war also ein Spiel für die Konkurrenz.

BAYER LEVERKUSEN - HAMBURGER SV 1:1 (0:1)

Bayer Leverkusen: Adler - Vidal, Friedrich, Callsen-Bracker, Gresko - Rolfes, Schwegler (46. Freier) - Schneider, Barbarez (85. Bulykin), Barnetta - Kießling

Hamburger SV: Rost - Demel, Reinhardt, Mathijsen, Benjamin - Kompany, de Jong - Trochowski (85. Jarolim), van der Vaart, Olic (90. Fillinger) - Guerrero (69. Choupo-Moting)

Schiedsrichter: Brych (München) - Zuschauer: 22 500 (ausverkauft)

Tore: 0:1 van der Vaart (28.), 1:1 Friedrich (60.)

Gelbe Karten: Vidal (3) / Demel (1), Guerrero (2)

Beste Spieler: Adler, Vidal / Rost, van der Vaart

Doch Stevens, der Grantler, war bestens gelaunt, als der Abend hereinbrach und die frühlingshafte Sonne hinter den Schloten des Bayer-Werks verschwand. Sein Bauch sendete andere Signale als Ingrimm über eine verpasste Chance. Es war nämlich eine ganz wunderbare Partie, die die beiden Spitzenteams aus der Bundesliga zur Aufführung gebracht hatten, und der Zauber guten Fußballs wirkt immer.

"Alle haben ein Superspiel gesehen", sagte Stevens zufrieden, und Michael Skibbe, sein weniger emotional gesteuerter Kollege, geriet gar ins Schwärmen angesichts der Qualität dieses Duells: "Das war ein für Bundesligaverhältnisse ausgesprochen hohes Niveau, beide Mannschaften haben mutig, technisch sauber und voller Hingabe gespielt, jeder Ballverlust wurde mit einem tollen Konter beantwortet." Die Hamburger Raumverdichtungs- und Konterkunst traf auf eine bestens geölte Leverkusener Kombinations- und Dribbelmaschine - es waren zwei unterschiedliche Ansätze, die am Ende praktisch gleich effektiv waren. Zwar war für beide mehr möglich, doch beiden fehlte der entscheidende Moment zum Sieg.

Die Hamburger hatte insbesondere nach dem 0:1 von Rafael van der Vaart (28.), als die Leverkusener etwas hektisch wurden, gute Möglichkeiten zum zweiten Tor. "Wenn man ganz oben dabei sein will, dann muss man so ein Spiel zu gegebener Zeit einfach entscheiden", sagte Hamburgs Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer in Anspielung auf diese Phase. Es war eine Aussage, die auch perfekt in die Analyse der Leverkusener passte, denn nach dem Ausgleich Manuel Friedrichs (60.) dominierten die Rheinländer. Tranquillo Barnetta, Sergej Barbarez und Paul Freier scheiterten jedoch entweder an der eigenen Ungenauigkeit im Abschluss oder am überragenden Frank Rost.

Am Ende dieser Partie stand aber eine zentrale Erkenntnis, die nichts mit Einzelspielern zu tun hat: Diese beiden wunderbaren Fußballmannschaften, die vor dem Spieltag Platz drei und Platz vier in der Tabelle bekleideten, die beide in dieser Woche im Uefa-Cup spielen, die jeweils 34 Punkte haben und mittelfristig ganz oben angreifen wollen, sind jetzt eben noch keine ernsten Meisterschaftsanwärter. "Unser Ziel bleibt der internationale Wettbewerb, denn das entspricht unserem Leistungsvermögen", entgegnete Skibbe auf alle Fragen, die in der Hoffnung gestellt wurden, er möge doch zumindest die Champions-League-Teilnahme zum neuen Saisonziel erklären.

Das wäre vermessen, denn der Mannschaft ist es wieder nicht gelungen, gegen eines der großen Bundesligateams zu gewinnen. Nach dem 1:1 auf Schalke aus der Hinrunde war dies erst der zweite Punkt, den Bayer im Duell mit einer der fünf Spitzenmannschaften erspielte. "Aber wenn wir alle Spiele gegen die Kleinen gewinnen, dann stehen wir am Ende auch gut da", sagte René Adler, der glaubt, dass "der Februar entscheidend" werden könnte.

Am kommenden Mittwoch spielt Bayer im Uefa-Cup bei Galatasaray Istanbul, in der Bundesliga folgen Spitzenduelle in Karlsruhe und gegen Schalke, bevor dann das Rückspiel gegen die Türken in Leverkusen ansteht. So langsam sollte die Reife für Siege gegen große Teams da sein, während der HSV sich freuen würde, überhaupt wieder einmal zu gewinnen. Jenseits aller Spielkunst ist der Klub seit nunmehr fünf Spieltagen sieglos, zuletzt stehen vier Unentschieden hintereinander zu Buche. Nach dem schwachen Rückrundenauftakt gegen Hannover war das 1:1 von Leverkusen aber "ein großer Schritt nach vorne", sagte Rafael van der Vaart. Es gibt eben Fußballspiele, nach denen Kritik einfach nicht passt.

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