VfB Stuttgart gegen Hertha BSC: In volatilen Zeiten

Meister Stuttgart hat beim 1:3 gegen Hertha wieder mal gesehen: Erfolg ist flüchtig. Die Berliner wissen das auch.

Der Stuttgarter Sami Khedira liegt auf dem Boden - auch sein Verein ist angeschlagen. Bild: dpa

STUTTGART dpa/taz 266 Tage nach seiner launigen Meisterfeier steckt der VfB Stuttgart tief im Schlamassel. Zwar nicht zum ersten Mal in dieser Saison, aber das macht die Angelegenheit auch nicht leichter. "Vom internationalen Geschäft brauchen wir nicht mehr zu reden", kommentierte Trainer Armin Veh die 1:3-Heimpleite gegen Hertha BSC. Nach null Punkten aus zwei Rückrundenspielen ist der Titelverteidiger nur noch Mittelmaß - wenn überhaupt. "Wir müssen schauen, dass wir möglichst schnell die 40 Punkte haben", warnte Mario Gomez, der "Fußballer des Jahres 2007", daher vor einem Abrutschen in den Abstiegskampf.

Die blamable Vorstellung ist umso bedenklicher, als Veh erstmals in dieser Saison keine Verletzten zu beklagen gehabt hatte. Aber dass der Trainer seine Spieler nach dem 1:4 bei Schalke in der Vorwoche härter rangenommen und mehr Leidenschaft gefordert hatte, war denen offenbar kein Ansporn. Besonders die Nationalspieler wie Meira, Magnin, Hitzlsperger und nicht zuletzt der Ex-Herthaner Bastürk ergaben sich ihren auswärts eigentlich chronisch schwachen Gästen fast widerstandslos.

Den Treffern von Pantelic (7. und 45. Minute) sowie des Neuzugangs Raffael (49.) hatte Stuttgart lediglich den kurzzeitigen Ausgleich durch Gomez (41.) entgegenzusetzen. "Da waren wir läuferisch und mental nicht mehr in der Lage, Struktur in unser Spiel zu bringen", erkannte Veh. Wie er den gestrauchelten Titelträger wieder auf die Beine bringen will? "Mal schauen. Da muss ich erst eine Nacht drüber schlafen", sagte er. Veh klagte schon mal, ihm stünden nicht viele Alternativen auf der Bank zur Verfügung, "die Gas geben". Zudem gibt es ein Torwartproblem: Raphael Schäfer, der vor der Saison für 2,2 Millionen Euro aus Nürnberg gekommen war und in 18 Spielen 29 Tore kassiert hatte, ist seinen Stammplatz los. So kam der 19-jährige Sven Ulreich zu einem eher verkorksten Erstliga-Debüt - auch wenn er an den Gegentoren ohne Schuld war. Ulreich wird laut Veh auch in Duisburg spielen und sich mit seinen Mannschaftskameraden bis dahin Standpauken anhören dürfen, wenn man Sportdirektor Horst Heldt folgt: "Wir werden nicht den Spielbetrieb einstellen, sondern Maßnahmen ergreifen, die ziehen. Und wir werden keine Rücksicht mehr auf Einzelne nehmen. Jetzt zählt nur noch die Leistung und keine Vorgeschichte."

Ähnlich groß wie das Entsetzen beim VfB war die Erleichterung bei Hertha, das mit dem ersten Erfolg nach fünf sieglosen Spielen seinen Absturz vorerst stoppte. "Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie Fußball spielen kann, und Charakter gezeigt", lobte daher Coach Lucien Favre. Gern hatte Manager Dieter Hoeneß zuletzt darauf verwiesen, dass man eine durchwachsene Saison in Kauf nehme, um voranzukommen. Am Ende des Dreijahresplanes soll 2010 der Einzug in die Champions League stehen. Nach dem Sieg sah sich Hoeneß denn auch in seiner Meinung bestärkt. "Wir wollen dieses Jahr keine Höhenflüge ansetzen, weil wir wissen, dass das reifen muss, was wir vorhaben. Aber wir wollen auf keinen Fall in Gefahr geraten, deshalb war das heute sehr wichtig."

Jetzt muss der Auswärtsaufwärtstrend nur noch im heimischen Olympiastadion bestätigt werden. "Für mich zählt jetzt das nächste Spiel gegen Bielefeld", sagte daher Trainer Favre.

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