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ImagekampagneWir sind Rütli, wir sind Berlin

Zehn Millionen Euro für zwei Worte: Klaus Wowereit stellt die neue Imagekampagne des Senats "be Berlin" vor. Zur gleichen Zeit kapern Tempelhofbefürworter die Internetplattform www.berlin.de.

Sie alle sind Berlin: Klaus Wowereit mit den ersten Werbeträgern der Kampagne "be Berlin" Bild: AP

Eine solche Inszenierung hat das Rote Rathaus schon lange nicht mehr gesehen. Der Wappensaal voller geladener Gäste, die Senatoren in der ersten Reihe, ein, zwei, drei Mal Tusch aus den Lausprechern, dann tritt er auf, der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und gibt den Gästen wie den Berlinern die Botschaft für die beiden nächsten Jahre mit auf den Weg: "be Berlin", auf gut Deutsch "sei Berlin".

Zehn Millionen Euro hat das Abgeordnetenhaus für die Imagekampagne zur Verfügung gestellt, die sich in diesem Jahr vor allem an die Berliner selbst richtet. "Die Menschen sind Berlins größte Stärke, egal woher sie kommen", sagt Wowereit gleich zu Beginn seiner "be Berlin"-Rede - die erste seiner Ansprachen, die live im Internet übertragen wurde. Was die Aufforderung heißt, werden 1,4 Millionen Haushalte in den nächsten Tagen zu sehen bekommen: Per Postwurfsendung, aber auch per Plakatwerbung und im Internet werden die Berliner gebeten, ihre persönlichen Erfolgsgeschichten aufzuschreiben. Die sollen dann im Internet veröffentlicht werden.

Den Auftakt machen seit Dienstag der Adlon-Koch Tim Raue, die Schülerin Ajescha Prozell, die Unternehmerin Alexandra Knauer und die Rütli-Schüler Nuhi Balaj und Sara Seyrek. Sie alle, lautet die Botschaft der Plakate, die nun geklebt werden, haben es auf ihre Weise geschafft. Der in Kreuzberg geborene Raue als Adlon-Chefkoch, die Schülerin Prozell beim Wettbewerb "Jugend forscht", die Unternehmerin Alexandra Knauer mit ihrer Messtechnik auf dem Weltmarkt. Vor allem aber, meint Wowereit, haben die Schüler der Rütli-Schule mit ihrem Modelabel Rütli-Wear gezeigt, dass man auch in einer schwierigen Lage aktiv werden kann. Entsprechen lautet auch die Message auf dem Rütli-Plakat "Sei Straße. Sei Laufsteg. Sei Berlin." Ein Imagefilm des Regisseurs Robert Thalheim ("Netto") kann ab sofort im Internet unter www.sei.berlin.de heruntergeladen werden.

Eine Erfolgsgeschichte der ganz eigenen Art konnte zum gestrigen Kampagnenstart auch die Initiative City Airport Tempelhof verbuchen. Sie kaperte kurzerhand das Internetportal berlin.de und platzierte ein Werbebanner mit der Aufforderung, beim Volksentscheid am 27. April für die Offenhaltung des Flughafens zu stimmen. Auch vor das Rote Rathaus stellte die Geschäftsfliegerlobby einen Werbeanhänger. Seine Botschaft: "Be Berlin. Be Tempelhof." Der stellvertretende Senatssprecher Günter Kolodziej kommentierte das "Guerilla Marketing" auf berlin.de mit den Worten, es sei dem Betreiber "ganz offensichtlich ein Fehler" passiert. Dieser habe aber zugesichert, dass sich das nicht wiederholen werde.

Nicht wiederholen wird sich auch der Appell an die Berliner, Berlin zu sein. Im nächsten Jahr wird "be Berlin" ausschließlich international vermarktet. Zur Begründung sagte Wowereit, Berlin habe in Deutschland und im Ausland zwei völlig andere Images. "Hierzulande gilt Berlin als kreative, lebenslustige Stadt, im Ausland wird es vor allem mit Kompetenz verbunden."

Die Botschaft aus dem Roten Rathaus an die "Völker der Welt" soll dann wohl heißen: Kommt an die Spree, hier kann man auch Party machen.

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2 Kommentare

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  • AH
    Andrea Horn

    Kopiert? Adaptiert?

     

    die neue Berlin Kampagne ist unserer, die wir ebenfalls als Vorschlag im Oktober 2007 eingereicht haben verblüffend ähnlich...

    Dafür haben 6 Agenturen 5 Monate gebraucht....

  • M
    Michael

    Als ich noch taz-Leser war, dachte ich immer, die gezielte Verbreitung von Blödsinn wäre der gesellschaftliche Auftrag der BILD.

     

    Über die neue Berlin-Kampagne kann man ja denken, was man will. Aber "Zehn Millionen Euro für zwei Worte" läuft ja wohl völlig an den Tatsachen vorbei. Soll das Journalismus sein, oder was?