US-Verluste im Irak-Krieg: Mehr als 4.000 tote US-Soldaten
Die Befriedung Bagdads ist gefährdet: Nach Monaten der Ruhe schlagen die Milizen des Schiitenpredigers al-Sadr erstmals wieder zu und greifen die "Grüne Zone" an.
KAIRO taz Es war klassische Bagdader Routine: US-Soldaten befanden sich auf Patrouille im Süden der irakischen Hauptstadt Bagdad, als am Sonntag um 10 Uhr morgens neben ihrem Fahrzeug eine Mine explodierte. Vier Soldaten kamen ums Leben. Kurz darauf verkündete das US-Zentralkommando, im Irak sei der US-Soldat gefallen. "Wir haben viel erreicht, aber unser Gegner ist standhaft und gibt nicht auf, genauso wenig, wie wir aufgeben werden", lautete der Kommentar des US-Militärsprechers in Bagdad, Patrick Evans. Demgegenüber fehlen genaue Angaben zu den zivilen Opfern. Schätzungen liegen zwischen 60.000 und bis zu 600.000 getöteten Irakern.
Mehr als 80 Prozent der im Irak getöteten US-Soldaten sind Angriffen sunnitischer Aufständischer und schiitischer Milizen zum Opfer gefallen. Und 20 Prozent starben bei Unfällen, heißt es in einer Statistik von www.icasualities.org. Killer Nummer eins sind Minen, die die Aufständischen am Straßenrand platzieren und fernzünden. 40 Prozent der toten Soldaten kamen durch diese Minen um. Kleinwaffen zählen zum zweitgefährlichsten Killer, gefolgt von Hubschrauberunfällen, Granatenangriffen und Selbstmordanschlägen. 2007 war mit 901 gefallen Soldaten das bisher verlustreichste Jahr. Im Schnitt sind im Irak seit Beginn des US-Invasion jeden Tag zwei US-Soldaten umgekommen. 29.000 US Soldaten wurden bisher im Irak verwundet.
Doch es war nicht nur die US-amerikanische Gefallenenstatistik, die am Wochenende im Irak Schlagzeilen machte. Mindestens 62 Menschen kamen bei Anschlägen um. Das blutigste Attentat ereignete sich am Sonntag in der nordirakischen Stadt Mossul, als ein Selbstmordattentäter sein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug in eine Straßensperre der irakischen Armee fuhr. 13 irakische Soldaten starben, 42 Menschen wurden verletzt.
Auch in der als sicher geltenden Grünen Zone in Bagdad - Sitz des US-Hauptquartiers und der irakischen Regierung - schlugen Granaten ein. Fünf Menschen kamen in der Zone um, weitere in der Nähe durch Granaten, die ihr Ziel verfehlt hatten. "Zu Hause bleiben und weg vom Fenster", lautete die Anweisung für US-Mitarbeiter in der Zone.
Die Angriffe auf die Grüne Zone werden den Mahdi-Milizen des schiitischen Predigers Muktada al-Sadr zugeschrieben. Der hatte 2007 einen einseitigen Waffenstillstand ausgerufen, der maßgeblich zu einer relativen Beruhigung der Lage in Bagdad beigetragen hatte. In den letzten Tagen wurden aber mehrere Kommandeure der Mahdi-Milizen festgenommen. Der Angriff auf die Grüne Zone wird nun als Signal verstanden, dass die Mahdi-Milizen jederzeit wieder zu den Waffen greifen können.
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