Planung für den 1. Mai in Kreuzberg: Mai-Mythos verblasst
Myfest-Organisatoren wollen den 1. Mai in Kreuzberg wieder mit 17 Bühnen bestücken. Auch die Routen für die Demos stehen.
Als vor sechs Jahren zum ersten Mal das Myfest organisiert wurde, fiel es Ilja von der Musikgruppe Soulfood Sound noch schwer, seine Teilnahme zu bestätigen. Einige seiner Mitmenschen fanden einen Auftritt wahnsinnig, wenn rechts und links die Straßenschlachten tobten. Andere, vor allem aus dem linksradikalen Spektrum, warfen ihm "Counterpolitik" vor. Er würde mit der Polizei zusammenarbeiten. "Dabei wollte ich bloß selbst entscheiden, wie ich den 1. Mai feiern möchte", erzählt Ilja. Heute gibt es diese Debatten nicht mehr.
Zum sechsten Mal findet an diesem 1. Mai in Kreuzberg das Myfest statt. Anders als in den Vorjahren bleibt schon im Vorfeld alles friedlich. Als "Erfolgsgeschichte" bezeichnete Franz Schulz, Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, die Riesenparty am Mittwoch bei der Vorstellung des Programms. Mit dem Myfest sei es gelungen, die "einst ritualisierte Gewaltnormalität des 1. Mai in Kreuzberg" zurückzudrängen, so der grüne Bürgermeister. Dies hätte 2002 noch kaum jemand für möglich gehalten. Bis dahin hatte es in den Straßen von Kreuzberg seit 1987 jedes Jahr heftig gekracht.
17 Bühnen werden in diesem Jahr im SO-36-Kiez aufgebaut, auf denen etwa 170 Bands spielen sollen. Aber auch der politische Kontext dürfte nicht zu kurz kommen: Unter dem Motto "be.Strike.Berlin - organisiert das schöne Leben" beginnt um 14 Uhr vom Boxhagener Platz die Mayday-Parade. "Gegen Kapital und Krieg" macht die traditionelle Revolutionäre 1.-Mai-Demo ab 18 Uhr mobil.
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