die wahrheit: Schwabinger Krawall: verbraten und verkauft
Der Hubsi hat gesagt, dass es ihm reicht mit dem Renato seinen Gammelnudeln, von denen er letztens schon wieder kotzen hat müssen, obwohl er extra sieben Tequila hinterhergetrunken hat.
Eigentlich, hat der Jackie gesagt, könne es doch kein Problem sein, selber zu kochen, zum Beispiel einen Schweinsbraten, weil das schließlich normale Leute jeden Tag tun.
Also sind der Jackie und der Hubsi los und haben ein Kilo Fleisch, vier Pfund Kartoffeln und zehn Bier für die Sauce gekauft und sich in die Küche gesetzt und Kartoffeln gerieben. Der Jackie hat den Braten mit Bier übergossen und ins Rohr geschoben und vom Kochen einen solchen Durst bekommen, dass er das Bier gleich ausgetrunken hat. Derweil hat der Hubsi Knödel gedreht und ebenfalls Durst gekriegt, und deswegen haben sie sich noch zwei Bier aufgemacht und dann noch zwei, und dann hat der Hubsi gesagt, dass man das dokumentieren müsse, weil es sonst keiner glaubt.
Wie er den Topf aufgemacht hat, um die Knödel zu fotografieren, waren in dem Topf keine Knödel mehr, sondern grüner Brei, und da ist ihm vor Schreck sein Handy hineingefallen. Der Jackie hat gesagt, dass das nichts macht, weil ein Kartoffelbrei auch gut schmeckt; notfalls könne man ihn in der Pfanne herausbacken, als Reiberdatschi. Dann hat er zwei Bier aufgemacht, um den Braten zu übergießen, und dem Hubsi zugeschaut, wie er mit dem Kochlöffel nach seinem Handy angelt. Das hat der Hubsi schließlich aufgegeben und gesagt, geschmacklich sei so ein Telefon eh neutral.
Ein bisschen hat sich der Jackie gewundert, dass der Braten gar so lange braucht. Aber derweil, hat er gesagt, mache er Reiberdatschi, hat eine Pfanne mit Öl aufgesetzt und, wie das Öl anständig geraucht hat, einen Batzen von dem grünen Brei reingeschmissen. Das hat mordsmäßig gezischt, dann hat das Öl zu brennen angefangen, und der Jackie hat gebrüllt, der Hubsi solle nicht besoffen rumsitzen, sondern irgendwas tun. Der Hubsi hat sein Bier ins Feuer geschüttet, das dadurch explodiert und in der Küche herumgespritzt ist, und da ist ihm nichts eingefallen als den ganzen Brei auf einmal in die Pfanne zu schütten und das Feuer zu ersticken. Dabei hat er sein Handy wieder gefunden, das aber zu heiß zum Anfassen war, und der Jackie hat auf den Schreck hin das letzte Bier ausgetrunken und gedacht, dass man notfalls einen Braten auch ohne Beilagen essen könne.
Wie der Jackie und der Hubsi vom Bierholen zurückgekommen sind, war die Jacqueline daheim und hat geschrien, dass der Jackie die Pfanne von ihrer Uroma ruiniert habe und man Verrückte, die ihre Handys in grünem Brei braten, entmündigen müsse. Der Jackie wollte ihr zur Versöhnung ein Stück Braten anbieten und hat gemerkt, dass der Braten deswegen so lange braucht, weil er vergessen hat, das Ofenrohr einzuschalten, und da hätte er am liebsten geweint, und weil sie sowieso nicht mehr gescheit reden haben können, sind der Jackie und der Hubsi zum Renato und haben sich zwei Bier bestellt und zum Renato gesagt, er könne sie am Arsch lecken mit seinem Gekoche, und der Renato hat nicht gewusst, von was sie reden, aber auch nicht weiter drüber nachgedacht, weil das ja meistens so ist.
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