Abschluss Bonner Artenschutzkonferenz: Lob für Deutschlands Rolle

Beim Wald- und Meeresschutz gibt es Fortschritte - doch alle Details wurden auf 2010 vertagt. Umweltschützer sehen Licht und Schatten. Lob ohne wenn und aber gibt es nur für den Gastgeber.

Die Motorsägen kreisen vorerst weiter: Regenwaldrodung auf Sumatra. Bild: ap

BONN afp/dpa/taz Die Bonner Artenschutzkonferenz schloß am Freitag ihre Verhandlungen mit einigen wichtigen Vereinbarungen ab. So sollen zum Beispiel künftig weitere Schutzgebiete ausgewiesen werden, erstmal auch in großerem Umfang auf den Meeren - wo bislang gerade mal ein halbes Prozent unter Schutz steht. Bei den meisten Vereinbarungen wurde nur ein Rahmen beschlossen, der in den kommenden Jahren konkretisiert werden soll.

Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) zeigte sich zufrieden. "Es ist ein sehr gutes Ergebnis", sagte er. "Der weltweite Aufbruch zum konkreten Schutz der biologischen Vielfalt ist gelungen." Umweltorganisationen zogen dagegen ein gemischtes Fazit. Sie kritisierten vor allem, dass es zu wenig Geld für den Schutz der Regenwälder gebe und auch kein Stopp für Biosprit vereinbart worden sei. Seit Konferenzbeginn sind wieder 2000 Spezies ausgestorben, mahnte Greenpeace.

Schuld daran sind einige Bremser-Staaten gewesen, darunter etwa Kanada und Brasilien. Der Konferenzführung durch Gastgeber Deutschland hingegen fand allgemeinen Zuspruch: "Ein komplettes Scheitern konnte dank der deutschen Initiativen verhindert werden", lobte etwa der Konferenz-Zusammenschluss der regierungsunabhängigen Organisationen. Die Bundesregierung hatte unter anderem zusätzlich jährlich 125 Millionen Euro bis 2012 und danach jährlich eine halbe Milliarde Euro zum Schutz der Tropenwälder angekündigt.

Damit adressierte Deutschland das Hauptproblem der Konferenz, nämlich die "dramatische Unterfinanzierung des Artenschutzes" (Greenpeace) - und ging als Gastgeber mit gutem Beispiel voran. Von einer weltweiten Lösung aber ist man noch weit entfernt, wie etwa Greenpeace-Koordinator Martin Kaiser urteilt.

Und deshalb sei auch "das zentrale Ziel, das Artensterben bis 2010 zu stoppen nicht erreicht", wie Hubert Weiger, Vorsitzender des Umweltverbandes BUND, ergänzt. Auch er sprach davon, dass immerhin einiges auf den Weg gebracht worden sei.

Zur Bewahrung von Regenwäldern sind auf der Konferenz von mehreren Ländern neue Angebote zu Schutzflächen über insgesamt 65 Millionen Hektar gemacht worden. Auch wurde das Ziel bekräftigt, bis 2010 die Schutzgebiete weltweit deutlich auszuweiten.

Mehr als 30 Entwicklungs- und Schwellenländer, darunter Mexiko, Indonesien, Kongo und Guatemala, hätten bereits Flächen angeboten, für die dann Industrieländer in einer Partnerschaft Geld geben sollen. Wenn die EU-Kommission hierzu nicht bis Sommer eine Gesetzesvorlage präsentiere, werde die Bundesregierung national vorangehen, kündigte Gabriel an.

Mehrere Umweltschutzorganisationen lobten die Zusage weiterer Mittel für den Waldschutz durch die Bundesregierung. Der Greenpeace-Experte Martin Kaiser warf aber Deutschland und der EU vor, keine konkreten Richtlinien gegen illegalen Holzeinschlag vorgelegt zu haben. "Die Kettensägen kreischen weiter", erklärte die Organisation Pro Wildlife.

Zum internationalen Meeresschutz sind erstmals Kriterien für die Einrichtung von Schutzgebieten erarbeitet worden, die bis 2012 benannt werden sollen. Dies ist auch deshalb sinnvoll, weil bereits heute vielerorts ein Zusammenbruch des Fischfangs droht.

Lange gestritten wurde auf der Konferenz über Nachhaltigkeitskriterien für die Herstellung von Biosprit. Widerstand dagegen gab es besonders aus Brasilien - kein Wunder, denn dort wird in großindustriellem Maßstab Biosprit produziert. Die Konferenz verständigte sich darauf, wissenschaftlich zu prüfen, welche Folgen die Verwertung von Biomasse hat.

Ein "De-facto-Moratorium" gab es laut Gabriel für Pläne, durch die massive Einleitung von Eisendioxid und anderen Eisenverbindungen das Algenwachstum zu stärken und damit die Absorption von Kohlendioxid zu erhöhen - als Maßnahme gegen den Klimawandel. Dies ist wegen ungeklärter Nebenwirkungen äußerst umstritten.

Weiteres zentrales Verhandlungsergebnis ist das "Bonner Mandat" für Verhandlungen über ein Abkommen gegen Biopiraterie. Dabei geht es um einen gerechten Vorteilsausgleich bei der Nutzung genetischer Ressourcen. Vorgesehen ist, dass es verbindliche Regeln sowohl für den Zugang als auch für Zertifikate zu deren legaler Nutzung geben soll.

Für sämtliche Beschlüsse gilt, dass sie in den nächsten zwei Jahren weiterverhandelt werden müssen. Konkrete Entscheidungen sollen erst auf der Nachfolgekonferenz 2010 im japanischen Nagoya getroffen werden.

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