Spanien nun Mitfavorit: Russen locker ausgekontert
Spanien brilliert im Auftaktspiel gegen Russland. Damit zählt das Team um den dreifachen Torschützen David Villa nun zum Topfavoritenkreis.
Fußball ist so einfach. Die Lösung lautet: bitte nicht in der eigenen Hälfte den Ball verlieren. 2:0 stand es für Spanien zur Halbzeit, weil sich die russische Mannschaft nicht daran gehalten hatte.
Mit einem schnellen Pass hebelten die Spanier nach 20 Minuten nach einem Ballgewinn in der gegnerischen Hälfte die Abwehr aus, Fernando Torres spielte den Ball in die Mitte auf David Villa - und der musste nur noch einschieben. Nach 45 Minuten münzten die Spanier dann eine Ecke für die Russen in ihren Vorteil um, ein schneller Konter, zwei Spanier in der Vorwärts- gegen sechs Russen in der Rückwärtsbewegung, Andrés Iniesta fand die einzige Lücke in der Abwehrkette - und wiederum war es David Villa, der Russlands Torhüter Igor Akinfejew nur noch tunneln musste.
Zweimal Fußball wie aus dem Lehrbuch, zweimal stand Villa genau richtig. So fallen auf diesem Niveau die Tore - wenn jeder Fehler bestraft wird, wenn es ganz schnell geht.
Es fiel, als die Russen schließlich die Abwehr - notgedrungen bei diesem Spielstand - zum Durchgangsbereich erklärten, noch das 3:0. Und wieder schoss es Villa, der damit auch Lukas Podolski an der Spitze der besten Torschützen ablöste. Nach einer schnellen Zickzack-Kombination durchs Mittelfeld und Pass von Santi Cazorla ließ er noch Denis Kolodin aussteigen. Das Spiel war entschieden.
Ergebnis: 4:1 (2:0)
Spanien: Casillas - Sergio Ramos, Puyol, Marchena, Capdevila - Iniesta (63. Santi Cazorla), Marcos Senna, David Silva (77. Xabi Alonso) - Torres (54. Fàbregas), Villa
Russland: Akinfejew - Anjukow, Schirokow, Kolodin, Schirkow - Sytschow (46. Bystrow - 70. Adamow), Semschow (58. Torbinski), Semak, Syrjanow, Biljaletdinow - Pawljutschenko
Schiedsrichter: Plautz (Österreich)
Zuschauer: 30.772 ausverkauft
Tore: 1:0 Villa (20.), 2:0 Villa (44.), 3:0 Villa (75.), 3:1 Pawljutschenko (86.), 4:1 Fàbregas (90.+1)
Das 1:3 durch Roman Pawljutschenko sorgte nur noch dafür, dass das Ergebnis zwischenzeitlich, bis zum späten 4:1 von Cesc Fabregas, etwas gerechter aussah: Bei den Russen fielen die Stars Pavel Pogrebnyak (verletzt) und vor allem Andrej Arschawin (nach seiner roten Karte im letzten EM-Qualifikationsspiel in Andorra gesperrt) aus - und trotzdem hielten sie eigentlich lange mit.
Guus Hiddinks russische Mannschaft zeigte phasenweise durchaus, warum sie als mögliches Überraschungsteam bei diesem Turnier gehandelt wurde. Gut, welche Mannschaft nicht? Was an ihrem Spiel aber jedenfalls bemerkenswert war, war ebenfalls das schnelle Spiel - mit wenigen Ballkontakten kam auch sie vom eigenen Strafraum zum Strafraum der Spanier. Was wiederum die erste Hälfte prägte. Wenn es zur Halbzeit 3:2 gestanden hätte, hätte es die Kräfteverhältnisse zu Beginn besser gespiegelt.
Dem 1:0 etwa folgte der direkte Gegenzug: Konstantin Syrianow traf nach einer hübschen Kombination, in die der eine oder andere Spanier noch seine Ferse legte, den Pfosten. Im Gegenzug des Gegenzugs tauchte Fernando Torres, der bis zu seiner Auswechslung in der 53. Minute der beste Spieler auf dem Platz war, alleine vor Russlands Tor auf. Allein, was in den Minuten 20 bis 30 geschah, genügte, um das Spiel zwischen Spanien und Russland - den zwei Hauptwundertüten des Turniers, von denen man vorher nicht genau wusste, was man von ihnen zu erwarten hatte - ein ereignisreiches nennen zu können.
Die Russen zeigten in der ersten Hälfte also vor allem eines: Warum man durchaus mit ihnen rechnete. Und die Spanier zeigten vor allem dies: dass mit ihnen noch immer unbedingt zu rechnen ist. Die Abwehr stand. Vorne stand Fernando Torres. Vor allem aber stand da David Villa dreimal genau richtig. Der Geheimfavorit hat das Geheime abgelegt.
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