Basketball: Endlich was im Körbchen
Nach fünfjähriger Flaute ist Alba wieder deutscher Basketballmeister. Die Berliner gewannen Spiel vier gegen Bonn. Nächste Saison steht man vor einem Neubeginn.
"Ich bin ein bisschen stolz auf uns", sagte Kapitän Patrick Femerling am Dienstagabend kurz nach dem Abpfiff. Soeben hatte Alba Berlin durch einen 88:79-Erfolg bei den Telekom Baskets Bonn die Finalserie um die Deutsche Meisterschaft mit 3:1 Siegen für sich entschieden.
Nach fünfjähriger Flaute bekam mit Femerling wieder ein Alba-Spieler die heiß begehrte Meistertrophäe überreicht. Und der 2,15 Meter große Center blieb auch im Moment des so lange ersehnten Erfolgs das, was er schon immer war: ein Freund des Understatements.
Trainer Luka Pavicevic dagegen wählte Worte, die die Tragweite des Ereignisses besser beschrieben: "Es ist nicht nur für mich, sondern auch für den Verein ein wichtiger Moment." In der Tat. Denn Alba, der Club mit dem stets höchsten Etat in der Liga, den professionellsten Strukturen und den meisten Fans im Rücken, hat schon einige Male vergebens versucht, an die Erfolgsära von 1997 bis 2003 anzuknüpfen, als man sieben Mal in Serie Deutscher Meister wurde.
Zwar schloss man die Hauptrunden der Favoritenrolle gemäß meist als Erster ab; in den Play-offs wuchsen aber stets andere Vereine über sich und Alba hinaus. In den vergangenen Wochen zeigte die Leistungskurve nun auch bei den Berlinern deutlich nach oben. Abzusehen war das nicht. So bilanzierte Geschäftsführer Marco Baldi vor dem Finale: "Die Entwicklung der Mannschaft war während der Saison schwer sichtbar. Es gab nie ein Gefühl von Dominanz und Souveränität."
Nachdem Alba Anfang Mai im Pokalhalbfinale scheiterte, rechneten viele wieder mit dem Schlimmsten - einer titellosen Saison. Zumal Trainer Pavicevic zu diesem Zeitpunkt auch noch Dijon Thompson, einen seiner begabtesten Spieler, wegen Disziplinlosigkeit suspendierte. Aufgrund von Verletzungen waren zuvor schon einige Profis verpflichtet, andere wiederum als untauglich aus dem Kader verbannt worden.
Der Serbe Pavicevic führte ein rigoroses Regiment. Hierfür ist er bekannt, und deshalb hat ihn Alba auch letzten Sommer unter Vertrag genommen. Einige Fans hatten zuletzt jedoch befürchtet, dass diese unerbittliche Konsequenz dem Verein schaden könne. Der Erfolg gibt dem Trainer nun Recht.
Ein Wagnis war es gewiss, dem erst 23-jährigen unerfahrenen Amerikaner Bobby Brown die zentrale Spielmacherposition anzuvertrauen. Der dafür vorgesehene Goran Jeretin zog sich in der Vorbereitung einen Kreuzbandriss zu. Gerade beim entscheidenden vierten Finalduell in Bonn zeigte sich, dass sich das Risiko gelohnt hat. Vor dem lautstarken rheinländischen Publikum organisierte Brown abgeklärt das Alba-Spiel. Neben Julius Jenkins, der zum wertvollsten Spieler der Play-offs gewählt wurde, war er am Dienstag der auffälligste Spieler der Berliner.
"Wir haben viele Jahre für diese Meisterschaft gearbeitet. Das ist die Belohnung", sagte Geschäftsführer Baldi. Das stimmt jedoch so nicht. Das Meisterteam von Pavicevic ist ein Schnellentwurf - es ist vor und während der Saison fast komplett neu zusammengestellt worden.
In der deutschen Basketballbundesliga stehen die Spieler stets vor dem Absprung in die zahlungskräftigeren ausländischen Ligen. Eine Mannschaft bleibt selten länger als ein Jahr zusammen. Das wird bei Alba vermutlich auch nach dieser Spielzeit so sein. Jenkins und Brown winken lukrative Verträge im Ausland. Obwohl der Verein auf seine konzeptionelle Arbeit solchen Wert legt, wird man für nächste Saison wieder einen völlig neuen Plan entwerfen müssen. So war am Mittwochabend die Meisterschaftsfeier mit den Fans für einige Profis zugleich auch eine Abschiedsfeier in der Schmeling-Halle.
Und wahrscheinlich traf sich die Alba-Gemeinde auch zum letzten Mal an diesem Ort. Der Vertrag mit dem Hallenbetreiber wurde gekündigt. Der Umzug von Alba in die neue O2-Arena am Ostbahnhof ist ein offenes Geheimnis.
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